alternative Energien

Erneuerbare Energien können Atomkraft ersetzen (Bundesverband Erneuerbare Energie e.V.(15.03.2011)

Der Bundesverband Erneuerbare Energie e.V. (BEE) betont in einer Pressemitteilung, dass die erneuerbaren Energien in Deutschland schon in wenigen Jahren die Atomkraft vollständig ersetzen können, ohne die Versorgungssicherheit zu gefährden.
Bis zum Jahr 2020 können die Erneuerbaren Energien bereits 47 Prozent der deutschen Stromversorgung sichern. Damit würden sie einen Atomausstieg wie er bis vor kurzem gesetzlich verankert war nicht nur vollständig kompensieren, sondern auch darüber hinaus bezahlbaren und umweltverträglichen Strom liefern. Die Versorgungssicherheit ist dabei auch mit hohen Anteilen Erneuerbarer Energien zu keinem Zeitpunkt gefährdet.
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Neuer PV-Rechner online(06.08.2010)

Online-Rechner der EnergieAgentur.NRW für Photovoltaik-Anlagen an Wohngebäuden
Im Zuge einer Kooperation zwischen der EnergieAgentur.NRW und Meteomedia Energy, einer Abteilung der Meteomedia Gruppe, wurde ein neuer Online-Rechner entwickelt. Für Photovoltaik-Anlagen an Wohngebäuden wird eine grobe Abschätzung zur einsetzbaren Größe am Gebäude und zum wirtschaftlichen Einsatz einer solchen Anlage erstellt.
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Meldepflicht für PV-Anlagen (Bundesnetzagentur, 07.01.2009)

Ab dem 1. Januar 2009 gelten neue gesetzliche Verpflichtungen für Betreiber von Photovoltaikanlagen. Die Meldung von Photovoltaikanlagen an die Bundesnetzagentur ist nun Voraussetzung für die Einspeisevergütung.
Seit dem 1. Januar 2009 müssen Betreiber von Photovoltaikanlagen der Bundesnetzagentur Standort und Leistung ihrer Anlage melden. "Nur wenn Betreiber ihre Anlage angezeigt haben, ist der jeweilige Netzbetreiber verpflichtet, den erzeugten Strom auf Grundlage des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) zu vergüten", erläutert Matthias Kurth, Präsident der Bundesnetzagentur.
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Windenergie weltweit (Internationales Wirtschaftsforum Regenerative Energien 16.05.2008)

Im Jahre 2008 erstmals über 100.000 Megawatt installierte Windkraftleistung
In immer mehr Ländern der Erde erzeugen Windkraftanlagen Strom. Im Jahr 2008 wird die Gesamtleistung aller produzierenden Windkraftanlagen erstmals die Marke von 100.000 Megawatt überschreiten, teilte das Internationales Wirtschaftsforum Regenerative Energien (IWR) in Münster mit.
Die Stromerzeugung steigt damit auf über 200 Milliarden Kilowattstunden. Seit 1990 hat sich die weltweite Nutzung der Windenergie stürmisch entwickelt. Es brauchte 10 Jahre, um die globale Windkraftleistung von insgesamt 2.000 MW (1990) auf fast 18.000 MW (2000) zu steigern.
"Heute kann dieser Zubau von 16.000 MW Windkraftleistung auch Dank der technischen Entwicklung zu immer leistungsstärkeren Großanlagen innerhalb eines einzigen Jahres realisiert werden.", sagte IWR-Direktor Dr. Norbert Allnoch.
Der bisherige Trend zur Entwicklung immer größerer Anlagen auch oberhalb der jetzigen 5 MW-Spitzenklasse wird anhalten. Die internationalen Perspektiven für den Windmarkt mit einem Jahresvolumen von derzeit rd. 20 Mrd. Euro sind weiterhin sehr positiv.
"Das US-Department of Energy (DOE) hat jetzt in einer Studie ein Szenario bis 2030 vorgestellt, in dem die Windenergie 20 Prozent des US-Stromverbrauchs abdeckt. Im Falle der tatsächlichen Umsetzung würden allein für die USA bis 2030 Windkraftanlagen mit einer Leistung von fast 300.000 MW benötigt", so Allnoch.

Stand der weltweiten Windenergie-Leistung in Megawatt am jeweiligen Jahresende

1990: 2.000 MW
1995: 5.000 MW
2000: 18.000 MW
2005: 59.000 MW
2007: 94.000 MW

Wind sorgt für Ökostrom-Anteil von 15 Prozent im 1. Quartal (dpa 28.04.2007)

Viel Wind zu Anfang dieses Jahres hat dem Öko-Anteil am Stromangebot ungewöhnlich starken Auftrieb gegeben.
So nahm die Stromproduktion aus erneuerbaren Energien im ersten Quartal um rund 70 Prozent oder 10 Milliarden auf 24 Milliarden Kilowattstunden im Vergleich zur entsprechenden Vorjahreszeit zu. Das ermittelte der Verband der Elektrizitätswirtschaft (VDEW), in Berlin nach ersten Schätzungen. Anfang 2006 habe dagegen noch vielfach Flaute geherrscht. Die verstärkte Netzeinspeisung von Öko-Strom erhöhte dessen Anteil an der gesamten Elektrizitätserzeugung in den ersten drei Monaten auf 15 Prozent im Vergleich zu 8 Prozent vor einem Jahr.
Damit schreiten im politischen Ringen um mehr Klimaschutz die Alternativen Wind, Wasserkraft, Bioenergie und Sonne im Energiemix mit Kohle, Gas und Atomstrom weiter voran.
Für das gesamte Jahr 2006 hatte der VDEW im Februar einen Öko-Anteil am Gesamtstrom von 12 Prozent gemeldet nach 11 Prozent in 2005. Über die Förderung erneuerbarer Energien mit Hilfe von Verbraucherumlagen gibt es jedoch weiterhin erhebliche Interessenunterschiede. So forderte VDEW-Verbandsgeschäftsführer Eberhard Meller, die staatlichen Fördersysteme effizienter zu gestalten, um sie schnell wettbewerbsfähig zu machen. Es sei "notwendig, dass die Erneuerbaren in Zukunft mit immer weniger staatlicher Unterstützung auskommen". Meller fügte hinzu: "die erneuerbaren Energien haben einen festen Platz im Erzeugungsmix der Stromwirtschaft."
Dagegen erklärte der Geschäftsführer des Bundesverbandes Windenergie (BWE), Ralf Bischof: "Die Versorger haben uns in der Vergangenheit immer wieder Knüppel zwischen die Beine geworfen, wenn es um die Einspeisung von Windenergie ins Stromnetz ging. Dazu nutzen Sie auch heute noch jede Finte." Falsch sei die wiederkehrende Behauptung, erneuerbare Energien würden staatlich gefördert, sagte er im dpa-Gespräch. Vielmehr zahle der Verbraucher von Jahr zu Jahr weniger Umlage über den Strompreis. Ohne diese werde von 2015 an die Wirtschaftlichkeit der Windenergie erreicht sein.
Staatliche Subventionen hätten die Konzerne dagegen für die Kohle- und Atomkraftwerke kassiert. Dabei sei noch nicht der mangelnde Klimaschutz der fossilen Energieträger berücksichtigt. Richtig sei, dass das Windangebot im Januar 2007 um 90 Prozent über dem sonst üblichen Niveau im ersten Monat eines Jahres gelegen habe, sagte Bischof. "Im Januar hatten wir im Schnitt mehr als 10.000 Megawatt Windeinspeisung, was etwa dem Angebot von 10 Kohlekraftwerken entspricht." Der meiste Wind, so Bischof, werde im übrigen von mittelständischen privaten Landwirten geliefert. 95 Prozent des gesamten Windangebots stammten damit nicht von den VDEW-Mitgliedern.
Der VDEW teilte mit, er vertrete die Interessen von rund 750 Stromunternehmen unterschiedlicher Größe und Organisationsformen mit einem gesamten Stromanteil von 90 Prozent. Hierbei rangieren die Energiekonzerne E.ON, RWE, Vattenfall und EnBW weit vorn.

Siemens baut erstes Brennstoffzellen-Kraftwerk (Welt 27.02.2002)

Auftraggeber sind die Stadtwerke Hannover und Eon
Hannover - Der Siemens-Bereich Power Generation (PG) errichtet erstmals ein seriennahes Brennstoffzellen-Kraftwerk in Europa. Im Auftrag der Stadtwerke Hannover und des Energiekonzerns E.on soll bis 2003 eine entsprechende Anlage mit einer maximalen Leistung von 250 Kilowatt in der niedersächsischen Hauptstadt den Betrieb aufnehmen. Dabei handelt es sich nach Siemensangaben vom Dienstag um eine standardisierte SOFC-Anlage (Solid Oxide Fuel Cell). Sie produziert im Normalbetrieb 225 Kilowatt elektrische Leistung und 160 Kilowatt Wärme für das Fernwärmenetz von Hannover. PG-Bereichsvorstand Klaus Vogel nannte bei der Vertragsunterzeichnung die Anlage einen Meilenstein für eine breite Markteinführung der SOFC-Kraftwerke von Siemens.
SOFC-Brennstoffzellen arbeiten nach dem Prinzip einer Batterie. Sie erzeugen auf elektronischem Wege Strom. Im Unterschied zu anderen Typen können die Zellen Erdgas direkt verwenden, da bei fast 1000 Grad Celsius ein interner Umwandlungsprozess die Nutzung des Wasserstoffs aus dem Erdgas möglich macht.

Gemeinden Planegg und Gauting wechseln zur Naturstrom AG (strom-magazin 21.02.2002)

Die bayrischen Gemeinden Planegg und Gauting lassen seit Beginn dieses Jahres die gesamte Strommenge für ihre Liegenschaften aus erneuerbaren Energien erzeugen. Sie benötigen etwa zwei Millionen Kilowattstunden.
Die bayerischen Gemeinden Planegg und Gauting haben sich für einen Wechsel zur Naturstrom AG entschieden. Die beiden im Süden von München gelegenen Gemeinden lassen seit dem 1. Januar 2002 die gesamte Strommenge für ihre Liegenschaften zu 100 Prozent aus Erneuerbaren Energien erzeugen. Der Strombedarf beträgt zur Zeit insgesamt über zwei Millionen Kilowattstunden.
Das entspricht dem durchschnittlichen Stromverbrauch von etwa 800 Haushalten. Ausschlaggebend für die Entscheidung der Gemeinden zugunsten der Naturstrom AG war, dass nachweislich Investitionen in neue Anlagen zur Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien erfolgen und dadurch aktiv ein Nutzen für die Umwelt erzielt wird. Begleitet wurden die Gemeinden bei Marktanalyse und Vertragsverhandlungen durch die auf Energierecht spezialisierte Anwaltskanzlei Becker Büttner Held, Berlin. "Wir freuen uns sehr, dass die Ratsmitglieder in Planegg und Gauting neben dem Preis vor allem die Leistung des Angebots berücksichtigt haben", so Ralf Bischof, Vorstand der Naturstrom AG. "Über 80 neue Anlagen zur Stromerzeugung aus Sonne, Wind, Wasser und Biomasse konnten bisher schon durch unsere über 11.000 Kunden entstehen. Die Entscheidung der beiden Gemeinden wird nun zu weiteren neuen Anlagen führen."
Die zusätzliche Förderung von Solaranlagen in den Gemeinden ist fester Bestandteil des Rahmenvertrages: Bis zu einer jährlichen Menge von 20.000 Kilowattstunden (kWh) wird die Naturstrom AG Solarstromanlagen, die in den Versorgungsgebieten der Gemeinden liegen und den Kriterien des Grünen Strom Labels entsprechen, zusätzlich zur gesetzlich geregelten Einspeisevergütung mit einem Betrag von bis zu zehn Cent je Kilowattstunde bezuschussen. Bestandteil des Rahmenvertrages sind darüber hinaus Optionen zur Bündelung des Strombezugs. Interessierten Gemeinden und Körperschaften des öffentlichen Rechts im Großraum München wird damit die Möglichkeit geboten, sich dem Vertrag zu gleichen Konditionen anzuschließen. Einen direkten Vorteil aus dem Vertragsabschluss können auch die Bürger der Gemeinden Planegg und Gauting ziehen: Ihnen wird bei einem Wechsel zur Naturstrom AG der vergünstigte Preis für Partner des Unternehmens eingeräumt.

ABB und Uniterre Resources wollen größten Windpark Nordamerikas errichten / 700 Megawatt-Anlage vor der kanadischen Pazifikküste geplant (strom-tabelle 21.02.2002)

ABB und das kanadische Rohstoffunternehmen Uniterre Resources Ltd. haben heute in Berlin eine Absichtserklärung für die Entwicklung eines Offshore-Windparks vor der Pazifikküste im Nordwesten Kanadas unterzeichnet. Die Vereinbarung erfolgte im Rahmen des Besuchs von Kanadas Premierminister Jean Chretien bei Bundeskanzler Gerhard Schröder.
Der Windpark Nai Kun, der in der kanadischen Provinz British Columbia westlich der Queen Charlotte Islands an der Grenze zu Alaska errichtet werden soll, ist mit einer Leistung von 700 Megawatt das größte Windkraftprojekt Nordamerikas. Nach Fertigstellung der letzten Ausbaustufe im Jahr 2007 sollen maximal 350 Windräder jährlich rund 2.000 Gigawattstunden Strom produzieren. Aufgabe von ABB ist in einem ersten Schritt die gesamte technisch-wirtschaftliche Entwicklung des Parks. Hierzu zählen unter anderem die exakten Windmessungen und -analysen, die Anbindung des Windparks an das bestehende Netz sowie die genaue Standortfestlegung der Windgeneratoren, die sich über eine Wasserfläche von ca. 80 Quadratkilometern erstrecken sollen.
ABB und Uniterre Resources gehen davon aus, die erforderlichen Genehmigungsverfahren, die technische Entwicklung und die Finanzierung innerhalb von knapp zwei Jahren abschließen zu können. Der Baubeginn für die ersten Windturbinen, die 80 Meter aus dem Wasser ragen, soll im Frühjahr 2004 erfolgen. Noch im gleichen Jahr soll die erste Teilinbetriebnahme erfolgen. Die Finanzierung soll ausschließlich auf privatwirtschaftlicher Basis erfolgen, Gespräche mit potenziellen Investoren sind im Gange.
Die jetzt abgeschlossene Vereinbarung sieht zudem vor, dass ABB beim Bau des Windparks die Rolle des Generalunternehmers übernimmt. Das damit verbundene Auftragsvolumen wäre das mit Abstand größte, seit ABB als Entwickler und schlüsselfertiger Anbieter erneuerbarer Energiesysteme am Markt agiert.

"Grüner" Strom für München (Süddeutsche Zeitung 20.02.2002)

Stadtwerke planen Kraftwerke für regenerative Energie

Unter dem Motto "Unser Strom ist nicht gelb, sondern grün" hat Stadtwerke-Chef Kurt Mühlhäuser gestern zwei neue Projekte für eine ökologische Wärme- und Stromversorgung vorgestellt: Im Gewerbegebiet Freiham im Südwesten soll ein Biomasse-Heizkraftwerk gebaut werden. Als Brennstoff ist Altholz wie Möbelreste, Lagerungspaletten oder überschüssiges Baumaterial vorgesehen, das bisher auf Mülldeponien verbrannt wurde. Für saubere Abluft soll eine Filteranlage sorgen. Baubeginn ist voraussichtlich nächstes Jahr.
Ein zweites Projekt zur ökologischen Energiegewinnung wird gleichzeitig mit dem Ausbau der Messestadt Riem entstehen. Um die vorhandene Erdwärme zu nutzen, soll ein natürliches Becken mit etwa 80 Grad heißem Wasser in 2000 Meter Tiefe angezapft werden. Nach Umwandlung der Wärme in Energie wird das Wasser dann wieder zurückgeleitet. Nach ersten Probebohrungen Anfang kommenden Jahres wollen die Stadtwerke im Frühjahr 2004 mit dem Bau der Anlage beginnen. Beide Kraftwerke sollen zunächst die umliegenden Stadtteile mit Wärme und Strom versorgen. Überschüssiger Strom kann in das städtische Stromnetz gespeist werden.
Die Stadtwerke investieren mehr als 40 Millionen Euro in den Bau der beiden Anlagen. Die Projekte rechnen sich aber nur, weil jede Kilowattstunde ökologisch bereitgestellter Energie vom Bund finanziell gefördert wird. Bisher beziehen 8000 Münchner den städtischen Ökostrom für einen Aufpreis von 1,78 Cent pro Kilowattstunde. Die Stadtwerke haben sich dazu verpflichtet, mit Hilfe der Mehreinnahmen weitere regenerative Energiequellen zu erschließen. Bisher liefern Wasserkraftwerke einen Großteil des Ökostroms.
Die beiden Projekte ergänzen bereits bestehende Anlagen der Stadtwerke, darunter eine Windkraft- und mehrere Solaranlagen. Zusammen decken sie etwa sechs Prozent des Münchner Energiebedarfs. Auch wenn die produzierte Energiemenge nicht sehr groß ist: Mit den neuen Kraftwerken wird sich der Ausstoß des Treibhausgases Kohlendioxid um etwa 270 000 Tonnen im Jahr verringern. Das entspricht etwa der Hälfte der Kohlendioxid- Menge, die alle Münchner Autos im Jahr produzieren.

Die Quadratur des Kreisens: Pro und Kontra Windräder (Aachener Zeitung 15.02.2002)

Aachen. Die Windkraft boomt: Seit der Verabschiedung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes vor knapp zwei Jahren sprießen Windräder wie Pilze aus dem Boden - auch in der Region. Doch der staatlich geförderte Ausbau der Anlagen freut nicht jeden.
Oft werden die rotierenden Flügel als Belästigung empfunden. Befürworter und Gegner streiten über das Für und Wider dieser Form der regenerativen Energie.
Helmut Jakobs rotiert. Er will keine Windkraftanlagen mehr sehen. Doch wenn der 49-Jährige aus seinem Wohnzimmerfenster in Monschau-Mützenich schaut, hat er die kreisenden Flügel ständig vor Augen - 17 Windräder stehen bereits auf der Anhöhe in Schöneseiffen, 13 weitere sind im direkt benachbarten Höfen geplant - an mehrere Naturschutzgebiete angrenzend.
Und Anlagen in Mützenich, direkt am Schutzgebiet im Hohen Venn, sind noch nicht ganz vom Tisch. «Das ist ein GAU für den Natur- und Landschaftsschutz in der Eifel. Energie- und klimapolitisch», meint der Lehrende für Design an der FH Aachen, «sind sie im Binnenland praktisch bedeutungslos.»
An diesem Tag hat er Glück. Nebel verhüllt die Windräder. Doch sie sind immerzu präsent, sind Antrieb für seinen Kampf, der sich auf seinem ausgebauten Dachboden in mehreren Metern Papier dokumentiert.
Reiner Priggen schwärmt. Wenn der grüne Land-tagsabgeordnete durch Aachen-Vetschau wandert, blüht er auf. Hier hat die regenerative Energie, ein Zauberwort der Ökologie-Bewegung, einen Standort. Begeistert zeigt er in- mitten des Bürger-Windparks auf eine Anlage, an der er auch beteiligt ist. «Die Dinger sind einfach schön - und sinnvoll, da sie unter anderem den Ausstoß von Kohlendioxid vermeiden.»
Geschmacksache, meinen wohl einige Anwohner. Die Begeisterung teilen auch hier nicht alle. Der in Aachen wohnende Grüne ist oft in Vetschau, mal tagsüber, mal nachts. Er versucht, sich ein Bild davon zu machen, ob die Anwohner mit ihrem Protest Recht haben, den es auch anderswo gab oder gibt - ob in Baesweiler, Langerwehe oder eben Monschau.
Gleichzeitig fühlt sich Priggen im Schattenspiel der Rotoren, die eine Spannbreite von 80 und deren Türme eine Höhe von 100 Metern haben können, einer Vision nahe: «2015 sollen rund 25 Prozent des Stromverbrauchs durch Windkraft gedeckt werden.» Eine andere, viel weiter reichende Vision hat er auch noch im Sinn: «2050 soll der komplette Strom von regenerativen Energiequellen erzeugt werden.»
In der Gegenwart nehmen sich die Zahlen weitaus karger aus. Im vorigen Jahr lag der Anteil nach Angaben des Bundesverbandes Windenergie bei 3,5 Prozent, 2004 könne über den Wind fünf Prozent abgedeckt werden; in NRW wird etwa ein Prozent des benötigten Stroms per Windkraft produziert.
Dennoch: «Eine einzige der üblichen 1,5-Megawatt-Anlagen kann je nach Standort bis zu 1500 Vier- Personen-Haushalte versorgen. Und die Effizienz der Anlagen steigt», sagt Elke Schlüter, Sprecherin der Erkelenzer Umweltkontor AG.
Diese Rechnungen hält Jakobs für windig. «Die Zahlen sind nicht bedarfsorientiert», argumentiert der in der Anti-Atom- und Friedensbewegung groß gewordene Dozent. «Monschau etwa hat einen jährlichen Bedarf von 60 Millionen Kilowatt. Sicherlich leisten die 70 Anlagen in der Hocheifel 100 Millionen Kilowatt. Aber kein Haus könnte alleine damit versorgt werden.»
Jakobs: «Wenn Strom gebraucht wird, ist nicht genügend da. Bei klarem, kaltem Wetter im Winter ist es oft windstill. Zudem liegt die Ertragsspitze statistisch um 16 Uhr. Das heißt, vor allem morgens und abends, wenn die Menschen zu Hause sind, müssen Kraftwerke die Stromsicherheit herstellen. Die Windkraft bewirkt fast nichts.»
Umweltkontor hält die Argumentation für falsch und unsinnig. «Natürlich hat die Windkraft noch nicht den Anteil an der gesamten Stromerzeugung erreicht, den wir uns wünschen. Die Hochrechnungen sind nur modellhaft.
Aber die Branche ist noch jung, und das spornt uns vielmehr an, noch mehr zu machen. Zudem setzen wir sowieso auf einen regenerativen Energie-Mix aus Windkraft, Photovoltaik und Biomasse, um langfristig den erforderlichen Umbau der Energieversorgung zu bewältigen», sagt Pressereferent Andreas Köster.
Das Unternehmen expandiert mächtig, der Sitz in einem Erkelenzer Gewerbegebiet wird vergrößert. «Unser Geschäftsmodell berücksichtigt verschiedene Interessen», erläutert Schlüter: «Natürlich müssen unsere Projekte profitabel sein und eine gute Rendite für unsere Kapitalanleger abwerfen.»
Dies sind oft genug auch Menschen, die in der Nähe des jeweiligen Windparks lebten. «Aber Windkraft muss im Einklang mit Naturschutz stehen.» So schreibe der NRW-Windkrafterlass etwa einen Mindestabstand der Anlagen zu Naturschutzgebieten vor, sagt Köster. «Alles andere kann nicht sinnvoll sein», bemerkt er mit einem Seitenhieb auf wenige Vertreter der Branche, die zum Teil wohl andere Interessen bevorzugten.
«Es muss Tabus geben», beharrt Jakobs. «Es werden ja auch keine Anlagen neben den Kölner Dom gesetzt.» Auch der Rheinische Verein für Landschaftspflege und Denkmalschutz, der Eifelverein sowie andere Verbände sind gegen neue Anlagen in der Eifel.
Gegenpositionen steht das Umweltkontor offen gegenüber - so lange es keine «Pseudo-Argumente» seien. Doch darüber lässt sich trefflich streiten. Wenn Jakobs an seinem Schreibtisch sitzt, mit seinen Armen asynchron laufende Flügel nachahmt, die bei tief stehender Sonne unregelmäßige Schatten in die umstehenden Häuser werfen, und dazu von den Windgeräusche und den entstehenden Infraschall redet, dann spricht er von in seinen Augen gewichtigen störenden Faktoren. «Zumindest wir», schränkt Köster ein, «unterschreiten die geforderten Werte etwa im Bereich der Lärmbelästigung. Das ist unsere Maxime.»
Viele Städte weisen Konzentrationszonen für Anlagen aus. Generell, räumt Köster ein, könnten jedoch störende Schattenwürfe sowie Lichtreflexe an den Rotorblättern («Discoeffekt») im Einzelfall nicht ausgeschlossen werden. Das weiß auch Priggen. Aber: «30 Stunden Laufzeit pro Jahr sind zumutbar.»
Vor allem an solchen Punkten macht sich der Protest fest. Und so ist sich Jakobs sicher, dass Mensch und Natur in der Nähe von Windkraftanlagen leiden. Zwar müssten neue Energiequellen erschlossen werden, meint der Naturschützer, aber nicht die Windkraft im Binnenland.
Während Anlagen auf dem Meer zumindest wegen besserer Windwerte angemessener wären, bemängelt er auf dem Land fehlende Verhältnismäßigkeit. Jakobs prangert die «übermäßige» Subventionierung an. «Windkraft ist ein Selbstläufer durch den Kapitalertrag. Aber es werden gigantische Geldmengen vernichtet, die dringend für die Erforschung wirklicher Zukunftstechnologien und die Förderung effektiver Klimaschutzprojekte benötigt würden», meint er.
Priggen ist anderer Meinung. Die junge Energie müsse - parallel zu anderen Techniken wie Solarenergie oder Brennstoffzelle - gefördert werden: «Windkraft muss eine Vorrang-Energie sein, eben weil die fossilen Brennstoffe begrenzt sind und der Kohlendioxid-Ausstoß weiter verringert werden muss.»

Wissen: Strom aus dem Boden schöpfen (FTD 14.02.2002)

Das Potenzial der Erdwärme ist gewaltig. Ein Team im Elsass erkundet, wie sich diese natürlichen Schätze am besten bergen lassen.
Es kann so einfach sein: ein tiefes Loch in den Boden bohren, die Energie nach oben befördern und an der Erdoberfläche in Strom verwandeln. Was in der Erdkruste steckt, könnte die Energieprobleme der gesamten Menschheit lösen. 99 Prozent der Erdmasse sind heißer als 1000 Grad Celsius. Gelänge es, diese Wärme zu nutzen, würde das ein Vielfaches des derzeitigen weltweiten Energieverbrauchs ergeben.
Dieses gigantische Potenzial der Geothermie auszuschöpfen ist bisher nur in Ansätzen gelungen. Zwar speisten schon die alten Römer ihre heißen Bäder mit Thermalquellen, die Isländer nutzen seit Jahren die Energie der zahlreichen Geysire zur Stromproduktion, und auch in Deutschland werden einige Siedlungen mit der Wärme aus der obersten Schicht der Erdkruste beheizt. Eine funktionstüchtige Technologie, die es erlaubt, der Erde an jedem beliebigen Ort ihre Energie zu entlocken und daraus sogar Strom herzustellen, gibt es dagegen noch nicht.
Dem Granit die Hitze entziehen
Ein internationales Team im Nord-Elsass will das möglichst bald ändern. In Soultz-sous-Forêts in der Nähe von Straßburg erkunden die Wissenschaftler derzeit eine Technologie, in die Energieexperten weltweit große Hoffnungen setzen: Aus einer Tiefe von 5000 Metern, wo eine Temperatur von rund 200 Grad Celsius herrscht, soll die Wärme an die Erdoberfläche geholt und in Strom umgewandelt werden. Forscher bei ähnlichen Projekten in der Schweiz, den USA, Japan und Australien verfolgen dasselbe Ziel.
Das so genannte Hot-Dry-Rock-Verfahren hat besonderen Charme: Es funktioniert unabhängig von Heißwasservorkommen in geringen Tiefen, wie sie nur in bestimmten Regionen vorkommen - zum Beispiel in Island und in der Toskana. Die Technik nutzt dagegen die Wärme, die in massivem Granitgestein gespeichert ist. Damit lässt sie sich weltweit an vielen Orten verwirklichen - überall dort nämlich, wo es in 5000 Meter Tiefe bereits kristallines Gestein gibt.
In Deutschland eignet sich grundsätzlich rund ein Drittel der Fläche für die Hot-Dry-Rock-Technologie, schätzt Reinhard Jung vom Institut für Geowissenschaftliche Gemeinschaftsaufgaben in Hannover. Tatsächlich können allerdings nur dort entsprechende Kraftwerke gebaut werden, wo es auch die bisherige Landschaftsnutzung zulässt.
Die geologischen Voraussetzungen dafür, aus der Wärme im Granit Strom herzustellen, gibt es vor allem im Oberrheingraben sowie in den Regionen um die Schwäbische und Fränkische Alb. Schwieriger ist es dagegen, die Technologie in Norddeutschland zu nutzen. Dort herrschen anstelle des kristallinen Gesteins in 5000 Meter Tiefe noch weichere Sedimentschichten wie Sand- und Kalkstein vor.
Das Prinzip, wie aus Erdwärme Strom wird, ist simpel: Geologen stöbern Risssysteme in kristallinen Gesteinsschichten auf und erweitern die dort vorhandenen Hohlräume, indem sie Wasser unter hohem Druck hineinpressen. Dieses Labyrinth dient später als Wärmetauscher. Kaltes Wasser gelangt durch ein Bohrloch in die Tiefe. Beim Durchfließen der heißen Tunnels erwärmt es sich, um durch ein oder mehrere Leitungen wieder nach oben gesogen zu werden.
Ein erstes 5000 Meter tiefes Loch ist im Nord-Elsass bereits geglückt. Eine zweite Bohrung bereiten die Ingenieure derzeit vor. Die Forscher profitieren davon, dass sie Technik aus anderen Branchen nutzen können - dem Bergbau und der Erdölindustrie zum Beispiel. Dennoch ist die Aufgabenstellung völlig neu: Die Techniker müssen ein unterirdisches Labyrinth so kunstvoll anlegen, dass später eine ausreichende Menge Wasser unter möglichst geringem Druck hindurchfließen kann.
"Die größte Kunst ist, die Risssysteme zu orten", sagt Jörg Baumgärtner, Geschäftsführer des Industriekonsortiums, das im Juli vergangenen Jahres die Leitung des zuvor staatlichen Projekts im Nord-Elsass übernommen hat. Wie mit Seismografen, die zum Nachweis von Erdbeben dienen, horchen die Forscher mit so genannten Geofonen in die Erde hinein - und weisen so winzige Bruchgeräusche beim Aufbau des unterirdischen Wärmetauschers nach.
Wenn alles nach Plan läuft, soll die Erdwärme in drei Jahren eine Pilotanlage mit einer Leistung von sechs Megawatt antreiben. Die Finanzierung jedenfalls ist gesichert: Deutsche und französische Regierung, Europäische Union und die Industrie teilen sich in den Jahren 2001 bis 2004 die Kosten in Höhe von insgesamt 24 Mio. €. Der Draht zu späteren potenziellen Stromabnehmern ist kurz: Zu dem Konsortium gehören die regionalen Energieunternehmen Pfalzwerke AG und Electricité de Strasbourg sowie der französische Energieriese Electricité de France (EdF).
Pausenlose Lieferung
Später sollen 25-Megawatt-Turbinen gebaut werden. Das ist sehr wenig, verglichen mit einem Kernkraftwerk beispielsweise, das mehr als 1000 Megawatt Leistung bietet. Erdwärme-Anlagen könnten allerdings an wesentlich mehr Orten errichtet werden - die meiste Technik ist unter Tage und beansprucht an der Oberfläche keinen Platz. Und anders als bei Sonnen- und Windenergie liefert die Erdwärme beständig Strom.
"In Europa könnte diese Technologie so viel Strom produzieren wie derzeit die Kernkraft", sagt Baumgärtner. Etwas verhaltener ist ein Szenario des Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt, Energie. Danach wird im Jahr 2050 in Deutschland die bedeutendste regenerative Energie die Windkraft sein - mit einer Strommenge von 100 Milliarden Kilowattstunden pro Jahr. Nur rund ein Drittel dieser Menge würden jeweils die Erdwärme und die Sonnenenergie beisteuern. "Wir sind bei der Erdwärme vorsichtig, weil die Technologie noch in der Entwicklung ist", sagt Manfred Fischedick, Energieexperte am Wuppertal Institut. Wenn technisch alles klappt, sei in der Geothermie allerdings "ein riesiges Potenzial drin". In Asien und Lateinamerika rechnen Experten mit dem größten Zuwachs für die Energie aus der Erde. "Die Technologie könnte zum Exportschlager werden."
Der Erfolg der Geothermie dürfte vor allem von seiner Wirtschaftlichkeit abhängen. Eine gewisse Planungssicherheit schafft in Deutschland das Erneuerbare-Energien-Gesetz, nach dem jede Kilowattstunde aus Erdwärme mit mindestens 7 Cent vergütet werden muss. Am Energiemarkt bestehen wird das Hot-Dry-Rock-Verfahren jedoch nur, wenn außer der Stromproduktion auch die Wärme des geförderten Wassers direkt zum Heizen genutzt wird.
Zu diesem Ergebnis kommt eine jetzt veröffentlichte gemeinsame Studie der Universität Stuttgart und des Instituts für Energetik und Umwelt in Leipzig. Damit Erdwärme wirtschaftlich arbeiten kann, müsse vor allem die Technologie weiter verbessert werden. Aus heutiger Sicht sei zum Beispiel das Erzeugen der unterirdischen Wärmespeicher noch mit großen Unsicherheiten verbunden. Einig sind sich die Experten darin, dass nicht das gesamte Potenzial der Geothermie entscheidend ist. "Wichtig ist, was wir technisch installieren können", sagt Manfred Fischedick vom Wuppertal Institut.

Stromversorger scheitert in Karlsruhe (Berliner Zeitung 13.02.2002)

Beschwerde über Förderung von Ökostrom abgewiesen

Das Bundesverfassungsgericht hat zwei Verfassungsbeschwerden des schleswig-holsteinischen Regionalversorgers Schleswag gegen das Stromeinspeisungsgesetz zurückgewiesen. Das mittlerweile abgelöste Gesetz verpflichtete die Energieversorger, Strom aus erneuerbaren Energiequellen wie Wind oder Wasserkraft in ihre Netze einzuspeisen und mit Mindestsätzen zu vergüten. Die Schleswag hatte dagegen 1996 und 1998 Verfassungsbeschwerde erhoben, weil sie sich in ihren Grundrechten auf freie Berufsausübung und auf Eigentum eingeschränkt sah. Die Verfassungsrichter wiesen die Beschwerde nun zurück, da sie nicht fristgerecht eingelegt worden sei (Aktenzeichen: 2 BVR 1828/01 und 2 BVR 1827/01).
Das Stromeinspeisungsgesetz datiert aus dem Jahr 1991 und wurde im April 2000 durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz abgelöst. Dieses verpflichtet die Netzbetreiber ebenfalls zur Einspeisung von Ökostrom und schreibt Mindestvergütungen vor. Bereits im vergangenen Jahr hatte der Europäische Gerichtshof entschieden, dass Zahlungen nach dem Stromeinspeisungsgesetz weder eine Beihilfe darstellen noch gegen die Warenverkehrsfreiheit verstoßen.
"Mehr Rechtssicherheit"
Nach Einschätzung der Umweltschutzorganisation Greenpeace bedeutet das Scheitern der aktuellen Beschwerden vor allem Investitionssicherheit für die expandierende Ökostrom-Branche. Bei einer anders lautenden Entscheidung hätte dieser Wirtschaftszweig "eine absolute Vollbremsung hinlegen müssen", sagte Greenpeace-Stromexperte Sven Teske der "Berliner Zeitung".
Der Präsident des Bundesverbands Windenergie (BWE), Peter Ahmels, sagte, der Spruch sei vor allem deshalb zu begrüßen, weil die Schleswag zahlreichen Windpark-Betreibern jahrelang mit Verweis auf anhängige Verfahren nur unter Vorbehalt die vorgeschriebenen Vergütungen gezahlt habe. Die Gefahr einer Rückforderung sei allerdings noch nicht gebannt, da noch weitere Klagen zur Entscheidung anstünden. Gleichwohl sei die Ablehnung der Beschwerden "ein Schritt in die richtige Richtung".
Zustimmung kam auch aus dem schleswig-holsteinischen Energieministerium. Das Land ist wegen seiner Lage gemeinsam mit Niedersachsen der bei weitem wichtigste Standort für Windenergie in Deutschland und deckt bereits ein Viertel seines Strombedarfs aus dieser Quelle. Der Spruch bedeute "ein Stück mehr Rechtssicherheit für erneuerbare Energien", erklärte Energieminister Claus Möller (SPD).
Die Schleswag verwies hingegen darauf, dass in der Sache nichts entschieden worden sei. Die Richter hätten die Beschwerden nur deshalb zurückgewiesen, weil sie zu spät eingereicht worden waren. Nach wie vor sei in Karlsruhe ein Vorlagebeschluss des Amtsgerichts Plön anhängig, mit dem geklärt werden soll, ob das Gesetz verfassungskonform ist oder nicht.

Energiekontor muss Windparks zurückkaufen (Handelsblatt 25.01.2002)

Investoren: Versprochene Renditen blieben aus

Der am Neuen Markt gelistete Windparkentwickler Energiekontor muss einem Zeitungsbericht zufolge drei seiner Windparks wegen Klagen von Anlegern zurückkaufen.
Reuters BERLIN. Investoren hätten geklagt, weil die bei den drei Parks versprochenen Renditen von 10 bis 15 Prozent ausgeblieben seien, berichtete die "Süddeutsche Zeitung" am Donnerstag vorab unter Berufung auf Energiekontor-Vorstand Günter Lammers. Nach Angaben der Zeitung plant und entwickelt Energiekontor Windparks, die an Privatanleger verkauft werden, die in Kommanditgesellschaften organisiert sind. "Die Windprognosen in den Gutachten waren zu optimistisch", sagte Lammers dem Bericht zufolge. Die Anlagen lieferten weniger Strom als erwartet. Bei Energiekontor war am Donnerstagabend niemand für eine Stellungnahme zu erreichen.
Mit dem Rückkauf wolle sich Energiekontor das Vertrauen der Anleger in das Unternehmen erhalten, sagte Lammers dem Bericht nach weiter. Zu den Rückkaufkosten habe sich Lammers nicht äußern wollen.
In dem Bericht hieß es zudem, Energiekontor habe in 2001 einen Umsatz von 100 Millionen Euro erwirtschaftet, das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) liege bei rund neun Millionen Euro. Im Dezember hatte Energiekontor seine Prognosen für das laufende Geschäftsjahr 2001 auf Grund von Projektverschiebungen gesenkt. Das Unternehmen gab eine Umsatzprognose von 92 bis 102 Millionen Euro ab. Beim Ebit lag die Prognosespanne zwischen 8,7 und zehn Millionen Euro. Die Aktie von Energiekontor tendierte Donnerstagabend 2,5 Prozent schwächer bei 10,90 Euro.

Shell baut Solargeschäft aus (Welt 25.01.2002)

Übernahme der Siemens- und Eon-Anteile an Sonnenenergie-Unternehmen Hamburg - Der Mineralölkonzern Shell übernimmt sämtliche Anteile an dem bislang gemeinsam mit Siemens und Eon geführten Solarenergie-Gemeinschaftsunternehmen. Mit einem Marktanteil von 15 Prozent wird Shell damit zur Nummer vier der weltweiten Anbieter von Photovoltaik. Bis zum Jahr 2005 werde die neue Shell Solar mit Sitz in Amsterdam die Gewinnzone auf Vorsteuerbasis (Ebitda) erreichen, sagte Thomas Raab, Vizepräsident Global Sales des Ölkonzerns, im Gespräch mit dieser Zeitung.
Einen Preis für die Übernahme der 34 Prozent von Siemens sowie der 33 Prozent von Eon nannte Raab nicht. Die früheren Partner trennen sich damit von einem Randbereich, der nicht länger als Kerngeschäftsfeld gilt. Das Geschäft muss noch von den Kartellbehörden genehmigt werden. Die neue Shell Solar beschäftigt etwa 1.000 Menschen, 200 Mitarbeiter davon in Deutschland. Schwerpunkt ist das 2001 in Betrieb genommene Werk in Gelsenkirchen, das seine Kapazitäten noch in diesem Jahr verdoppeln wird. Die weltweite Produktion von Shell Solar verteilt sich zu zwei Dritteln auf die USA mit dem Standort Camarillo in Kalifornien und zu einem Drittel auf Deutschland sowie die Niederlande mit dem Werk in Helmond.
Der Weltmarkt für Solarenergie verfügt derzeit über ein Produktionsvolumen von etwa 300 Megawatt. Führend sind die japanischen Unternehmen Kyocera und Sharp, gefolgt von BP und Shell. Damit sind die beiden Mineralölkonzerne vor allem in Europa nun die schärfsten Rivalen im Geschäft mit Solarenergie. "Wir verlassen jetzt die Spielwiese und sind im wirklichen Leben angekommen", beschrieb Raab den Sprung unter die ersten vier weltweiten Anbieter. Die Solarenergie-Aktivitäten von Shell erreichen nach Raabs Aussagen einen Umsatz von rund 250 Mio. Dollar. In den nächsten zwei bis drei Jahren will der Konzern bis zu eine Mrd. Dollar in die Bereiche Solar- und Windenergie investieren. "Wir wollen mit dem Weltmarkt aggressiv wachsen", sagte Raab. Shell verfüge jetzt über alle drei wichtigen Produktlinien - die Mono- und Polykristalline sowie die Dünnschicht-Technologie.
In den vergangenen Jahren wuchs der Weltmarkt für Solarzellen jährlich um beachtliche 25 Prozent. Das Schweizer Bankhaus Sarasin etwa sagt in seiner jüngsten Studie der Branche bis zum Jahr 2010 jährlich zweistellige Wachstumsraten voraus. In der Branche werden allerdings Überkapazitäten vor allem wegen der Produktionsausweitungen in Japan erwartet.
Kurzfristig sei der Markt für Photovoltaik noch subventionsabhängig, erklärte Raab. Institutionelle Anleger seien aber zu Engagements bereit. Für Endverbraucher seien Anlagen heute nur auf Grund der Subventionen und mit einer Amortisationszeit von sieben bis zehn Jahren interessant. Immerhin arbeiteten autonome Systeme - etwa Staumelder an Autobahnen, Beleuchtungen oder Mobilfunkstationen ohne Kabelverbindung - schon rentabel. Bei einem Wirkungsgrad von elf bis maximal 15 Prozent gilt die Solartechnik nach wie vor als teure Energieversorgung. Massenproduktionen wie die in Gelsenkirchen sollen dies ändern helfen. Raab kündigte Großprojekte mit Leistungen von einem Megawatt für Deutschland und die USA an.

Brücke zum solaren Wasserstoff (Handelsblatt 23.01.2002)

Der Kraftstoff Erdgas erfüllt strengste umweltpolitische Anforderungen Europa und die Welt rücken im 21. Jahrhundert immer enger zusammen. Die Euro-Einführung beispielsweise war eine notwendige strategische Antwort auf die Herausforderungen der Globalisierung. Nicht immer haben wir auf alle Fragen einer "kleiner" werdenden Welt schon alle Antworten parat, sei es etwa im sozialen oder im Umweltbereich. Wie zum Beispiel gestalten wir künftig umweltfreundliche Mobilität, um einen drohenden Verkehrskollaps zu verhindern und die Gesundheit der Menschen nicht aufs Spiel zu setzen? Viele gute Vorschläge gibt es, wie Verkehr vermieden bzw. auf umweltfreundlichere Verkehrsträger verlagert werden kann. Viele gute Vorschläge hat die Bundesregierung bereits umgesetzt: Die Öko-Steuerreform, die zum sinkenden Benzinabsatz beigetragen hat, und die LKW-Maut, mit der ab kommendem Jahr der rollenden Lagerhaltung auf deutschen Autobahnen begegnet werden soll, die Einführung schwefelfreier Kraftstoffe ebenso wie steuerliche Verbesserungen für Pendler, die mit dem öffentlichen Nahverkehr zur Arbeit fahren. Ein erster Erfolg lässt sich bereits verzeichnen: Im Jahr 2000 ging in der Bundesrepublik laut Deutschem Institut für Wirtschaftsforschung der CO2-Ausstoß im Verkehr im Vergleich zu 1999 erstmals um 1,9 % zurück, nachdem er seit 1990 stetig zugenommen hatte. Ganz sicher auch ein Erfolg unserer konsequenten Klimapolitik. Sich auf diesen Lorbeeren auszuruhen, wäre aber grundfalsch. Vielmehr müssen wir uns Gedanken darüber machen, wie dieser Trend verstetigt werden kann.
Alternative Antriebe, die zum einen deutlich klimafreundlicher sind als Benzin und Diesel und die uns andererseits unabhängiger vom Öl machen, gehören unbedingt auf die Agenda. Den Kraftstoff Erdgas halte ich dabei gegenwärtig für die erste Wahl. Nicht nur, weil er ein enormes Potenzial zur Minderung von Ruß-, Stickoxid- und CO2-Emissionen bietet. Er bringt uns auch der Vision des solaren Wasserstoffautos einen Schritt näher. Keiner kann heute konkret beantworten, wann die Wasserstofftechnik im Fahrzeugbereich in der Breite verfügbar sein wird. Anders bei Erdgas. Die Technik ist ausgereift. Erdgasfahrzeuge sind sauber, sicher und leise. Sie haben in mehreren Pilotvorhaben, die das Bundesumweltministerium initiiert und unterstützt hat, ihren Praxistest bestanden.
Die Bundesregierung hat darüber hinaus im Rahmen der ökologischen Steuerreform bis Ende 2009 eine Mineralölsteuerbegünstigung festgeschrieben und damit die Voraussetzung für einen Durchbruch von Erdgas als Kraftstoff geschaffen. Das bringt die notwendige Sicherheit für Investitionen in Infrastruktur (Tankstellen) und Fahrzeugangebot. Da nur 20 % der üblichen Mineralölsteuer erhoben werden, rangieren Erdgasfahrzeuge bei den Verbrauchskosten ganz unten, so dass höhere Anschaffungskosten schnell ausgeglichen sind - auch ohne staatliche Fördermittel. Für eine breite Einführung der Erdgastechnik müssen jedoch zwei wesentliche Bedingungen erfüllt sein: Der Kraftstoff ist flächendeckend anzubieten, und eine entsprechende Palette an Fahrzeugen sollte zur Auswahl stehen. Die deutsche Gaswirtschaft hat erfreulicherweise die Chance für die Mobilitätsenergie Erdgas entdeckt. Sie ist bereit, in den Kraftstoffmarkt Erdgas als neues Geschäftsfeld zu investieren und die notwendige Tankstelleninfrastruktur kurzfristig aufzubauen. Rund 250 Tankstellen gibt es derzeit in Deutschland, weitere sind im Aufbau.
Diese Entwicklung hat auch die Europäische Kommission in ihrem jüngsten Weißbuch aufgegriffen. Sie will den europaweiten Ausbau eines entsprechenden Tankstellennetzes vorantreiben und dabei die Gaswirtschaft verstärkt einbinden. Auch die Nachfrage nach Erdgasfahrzeugen steigt. Doch die deutschen Autohersteller gehen hier aus meiner Sicht noch zu zögerlich zu Werke. Das Angebot ist noch zu beschränkt, um breite Käuferschichten zu erreichen. Dieses Manko sollte die Automobilbranche rasch ausgleichen. Auf keinen Fall dürfen die Vision "Wasserstoff" und die Brennstoffzelle als Alibi herhalten, um abzuwarten und nichts zu tun. Der Kraftstoff Erdgas hat das Potenzial, strengsten umweltpolitischen Anforderungen gerecht zu werden. Er steht hier und heute am Markt zur Verfügung. Darüber hinaus besteht mit Biogas eine Option für Synergien mit einem erneuerbaren Energieträger. Die Bundesregierung hat erhebliche Anstrengungen zur Einführung des Gasantriebs unternommen und somit ihre Hausaufgaben gemacht. Nun ist es Sache der Energie- und Automobilindustrie, die Chancen für einen neuen Markt zu nutzen. Im Übrigen wird die Umsetzung der europäischen Luftqualitätsziele in absehbarer Zeit für eine deutlich gestiegene Nachfrage nach emissionsarmen Fahrzeugen - vor allem in Ballungsgebieten - sorgen. Erdgasautos können da eine erhebliche Rolle spielen. Jürgen Trittin, Bundesminister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU), Berlin.

Windkraft-Rekord (TAM 18.01.2002)

2001 wurden in Deutschland so viele Windräder neu errichtet wie in keinem Jahr zuvor. Insgesamt waren es 2.079 Windräder mit einer Gesamtleistung von 2.659 MW, so der Bundesverband WindEnergie (BWE), Osnabrück. Ende Dezember 2001 drehten sich damit bundesweit 11.500 Windräder mit einer Leistung von 8.750 MW, 44 % mehr als Ende 2000. Mit dieser Leistung lasse sich in einem normalen Windjahr knapp 3,5 % des deutschen Stromverbrauchs decken, so der Verband. Nach vorsichtigen Schätzungen dürften die 2.659 MW in Deutschland etwa die Hälfte des weltweiten Windkraftzubaus von über 5.000 MW im Jahr 2001 ausmachen. Der mit über 10.000 Mitgliedern bundesweit größte Windkraftverband erwartet auch für die kommenden Jahre einen ungebrochenen Boom. Bei der regionalen Verteilung in Deutschland bleibt Niedersachsen mit knapp 670 MW neu installierter Leistung 2001 weiterhin vor Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen das Windland Nummer eins. Die Windkraft deckt mittlerweile fast 10 % des niedersächsischen Strombedarfs. Den größten Windstromanteil hat in Schleswig-Holstein: Dort decken 2.351 Anlagen rund 28 % des Strombedarfs. Es folgen Mecklenburg-Vorpommern mit 21 %, Sachsen-Anhalt mit 11 % und Brandenburg mit 9 %.

Offshore-Pläne kritisiert (TAM 18.01.2002)

Das Windenergie-Institut Wilhelmshaven (DEWI) kritisiert die Pläne für Offshore-Windparks. Mit der Genehmigung habe man den zweiten Schritt vor dem ersten getan. Windkraftanlagen auf hoher See seien weder in Deutschland noch im Ausland erprobt. Zwar existierten in Dänemark Windparks im Meer, diese befänden sich aber in Küstennähe und nicht, wie in der deutschen Planung, Kilometer vom Festland entfernt. Offshore-Windparks, wie sie vor Borkum oder vor der Halbinsel Darß an der Ostsee entstehen sollen, würden daher ein hohes wirtschaftliches Risiko bergen.

Jedes 20. Windrad steht in Schleswig-Holstein (Kieler Nachrichten 10.01.2002)

Washington/Kiel (epd) Schleswig-Holstein produziert mehr als fünf Prozent der weltweiten Windstrom-Energie. Nach Angaben des Washingtoner "Earth Policy Institute" haben die Windkraftanlagen weltweit eine Gesamtleistung von 23.300 Megawatt. Davon ist nach Angaben des Kieler Energieministeriums allein in Schleswig-Holstein eine Leistung von 1.343 Megawatt installiert. Derzeit werden mehr als 20 Prozent des Stromverbrauchs im Land mit Windstrom gedeckt.

Windräder sollen Antarktis-Station versorgen (Welt 09.01.2002)

Deutsche Ingenieure legen Anlage für extrem niedrige Temperaturen aus Hobart - Die Antarktis gehört zu den abgelegensten Gegenden der Welt. Alles muss importiert werden. Dadurch gehören die ständigen Forschungsstationen dort zu den teuersten Arbeitsplätzen der Welt. Australien unterhält in seinem Teil des antarktischen Kontinents drei Stützpunkte, von denen die Mawson-Station die älteste und entfernteste ist. Sie liegt rund 5500 Kilometer von der tasmanischen Hauptstadt Hobart, dem Heimathafen der Versorgungsschiffe, entfernt.
"Wir müssen pro Jahr allein 700.000 Liter Diesel für die Energieversorgung der Mawson-Station importieren", erklärt Peter Macgill, Versorgungsingenieur des Australischen Antarktischen Dienstes (AAD) in Hobart. Der Import des Diesels ist nicht nur teuer, sondern auch eine Gefahr für die empfindliche antarktische Umwelt. Beim Pumpen des Treibstoffs aus den Schiffstanks in die Vorratslager der Station kann immer etwas daneben gehen, außerdem verschmutzen die Dieselgeneratoren mit Ruß und Abgasen die Umwelt rings um die Station. "Sie können an den einzelnen Jahresschichten im Schnee ablesen, wie viel man in Mawson geheizt hat", berichtet Aloys Wobben, Geschäftsführer des deutschen Windturbinenherstellers Enercon.
Doch in der Station bricht eine neue Zeit an. Der AAD rüstet zusammen mit Enercon die Station auf Windenergie um. Drei Windräder mit je 300 Kilowatt Leistung werden im nächsten antarktischen Sommer in der Station am westlichen Rand des Amery-Schelfeises installiert. Sie sollen die Strom- und Wärmeversorgung der Station übernehmen. Die Australier führen neben den ökologischen Argumenten vor allem wirtschaftliche Gründe für den Wechsel zu den erneuerbaren Energien an. "Wir rechnen damit, dass sich die Investition schon wegen der eingesparten Ausgaben für Diesel in spätestens zehn Jahren rechnen wird", so Macgill. Für die deutsche Firma aus dem friesischen Aurich ist der antarktische Standort ein Testgebiet in extremer Lage.
Allerdings sind die Bedingungen am Südpol lange nicht so extrem wie von den deutschen Windenergiefachleuten befürchtet. "Der Wind bläst mehr oder weniger immer, so dass es nicht solche Turbulenzen wie an deutschen Standorten gibt", erklärt Wobben. Und die in der Antarktis auftretenden Spitzenwindgeschwindigkeiten von 250 Stundenkilometern müssen die in norddeutschen Windparks eingesetzten Maschinen ebenfalls aushalten. Mit Dichtungen oder sogar Unterdruck wollen die Ingenieure verhindern, dass der feine Antarktikschnee in die Rotorgondeln in 35 Meter Höhe eindringt. Doch das ist ohnehin nur bei Sturm ein Problem. Im sächsischen Erzgebirge, berichtet Wobben, seien die Vereisungsprobleme sehr viel größer. "Dennoch bereiten die niedrigen Temperaturen Schwierigkeiten", räumt der Windmühlenbauer ein. In den Rotorgondeln erzeugen die Generatoren genug Abwärme, damit es den Maschinen dort nicht zu kalt wird. Und bei gleichmäßig wehendem Wind sind die Energieerzeuger im Dauereinsatz. Die empfindliche Mikroelektronik an den Rotorblättern, in der Gondel und am Turmfuß ist schon von Haus aus durch Thermoboxen gegen ungemütliche Temperaturen geschützt. Daher ist die Kälte vornehmlich für die Türme ein Problem. Ob sie für die Bauteile Tieftemperaturstahl verwenden oder lieber den dauerhafteren Normalstahl mit isolierenden Schichten vor der Kälte schützen, müssen die Ingenieure erst noch entscheiden.
Mit den drei Windturbinen wird ein ausgefeiltes Energieverwaltungssystem auf der Antarktisstation installiert werden. Falls der Wind einmal nicht oder zu stark weht, darf die Niederlassung nicht ohne Strom dastehen. Daher muss ein Dieselgenerator für Notzwecke erhalten bleiben. Für die kurzfristige Überbrückung werden Schwungräder von je vier Tonnen Gewicht installiert, die durch die Windräder auf bis zu 3300 Umdrehungen pro Minute beschleunigt werden. Müssen die Windturbinen dann abgestellt werden, können die Räder die Energieversorgung übernehmen. "Das geht innerhalb von zwei Mikrosekunden", erklärt Aloys Wobben. Dass ein solches System funktioniert, hat Enercon zusammen mit dem westaustralischen Energieversorger in der einsam gelegenen Küstenkleinstadt Denham in der Weltnaturerbe-Region Shark Bay bewiesen. Dort werden 800 Einwohner und zahlreiche Touristen, die die berühmten Delfine von Monkey Mia besuchen, seit rund zwei Jahren von einem Windenergie-Diesel-System mit drei Enercon-Turbinen versorgt. Bewährt es sich auch in der Antarktis, sollen die beiden anderen australischen Forschungsstationen ebenfalls auf Windenergie umgestellt werden.

Wasserkraftwerk an der Weser kommt voran (Welt 21.12.2001)

Die Entscheidung über die Auftragsvergabe wird im März 2002 getroffen.
Das Weserwehr, möglicher Standort eines Wasserkraftwerkes für Bremen Foto: Pusch Das Umweltressort von Christine Wischer (SPD) drängt aufs Tempo: Bereits im ersten Quartal des nächsten Jahres möchte Bremen die Entscheidung treffen, welcher der vier Investoren den Zuschlag zum Bau eines Wasserkraftwerkes an der Weser bekommen. Ein entsprechender Bericht wurde am Donnerstag in der Deputation für Umwelt und Energie beraten, nachdem das Projekt als solches bereits im September auf den Weg gebracht wurde.
"Zwei der damals angesprochenen Probleme haben wir lösen können", betont Ressortsprecher Holger Bruns. "Zum einen hat das Energieversorgungsunternehmen SWB AG auf seine ‚Wasserrechte' in dem Bereich verzichtet. Und zum anderen haben wir jetzt eine Klärung der Zuständigkeit erreicht", so Bruns. Da die Weser eine Bundeswasserstraße ist, auf der Binnenschifffahrtsverkehr herrscht, muss dem Vorhaben auch die bundeseigene Wasser- und Schifffahrtsverwaltung zustimmen, dem steht jedoch den Angaben zufolge nichts im Wege.
Bis zur Entscheidung über die Auftragsvergabe, möglichst bis März 2002, wollen die Experten "zeitlich nacheinander" noch ein Konzept für das notwendige Auswahlverfahren erstellen, sich danach mit der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung abstimmen, die vier Investoren über dieses Verfahren informieren, es durchführen und schließlich zu einer Entscheidung kommen. Die Reaktion der Sozialdemokraten fällt positiv aus. Der umweltpolitische Sprecher der SPD-Bürgerschaftsfraktion, Joachim Schuster, freut sich, dass "die Erzeugung regenerativer Energien in Bremen dadurch erheblich ausgeweitet wird und in der Folge der Ausstoß des Treibhausgases Kohlendioxid erheblich vermindert wird."

Viel Wind (TAM 19.12.2001)

In Dänemark laufen die Vorbereitungen für den größten Offshore-Windpark der Welt. Im Frühjahr werden vor Esbjerg, dem größten Fischereihafen an der dänischen Westküste, 80 Mühlen aufgestellt. Spätestens ab Herbst 2002 drehen sich in 14 bis 20 km Entfernung vor der Küste die Flügel des ersten Offshore-Windparks in der Nordsee. Gebaut und betrieben wird der Windpark mit einer Nennleistung von 160 MW und Investitionen von 270 Mio. Euro vom dänischen Stromkonzern Elsam.

E.ON Energy Projects plant Offshore-Windpark vor Amrum (vwd 07.12.2001)

Amrum - E.ON Energy Projects bereitet gegenwärtig über eine Beteiligung an der Amrumbank West GmbH einen Windpark mit einer elektrischen Leistung von rund 300 MW vor. Der Windpark soll 30 km westlich von Amrum in der Nordsee errichtet werden, heißt es in einer Mitteilung von E.ON Energy Projects. Gegenwärtig läuft das Genehmigungsverfahren, das im Jahr 2003 abgeschlossen sein soll, heißt es in der Pressemitteilung weiter.

Schwaben machen Wind (TAM 04.12.2001)

Die Alb-Elektrizitätswerk eG und die EnBW Kraftwerke AG haben eine gemeinsame Gesellschaft, die Alb-Windkraft GmbH, Geislingen, gegründet, die künftig Windparks betreiben wird. Erstes Vorhaben: In Böhmenkirch gehen ab Ende November drei Windkraftanlagen in Betrieb.

Analysten skeptisch bei Umweltkontor für 2001 (Handelsblatt 03.12.2001)

Die Umweltkontor Renewable Energy AG wird nach Ansicht von Analysten seine Umsatz- und Ergebnisziele für das Gesamtjahr 2001 nicht erreichen.
Reuters FRANKFURT. Die Experten befürchten bei dem Dienstleister im Bereich Erneuerbare Energien Umsatzverschiebungen durch Veränderungen bei den gesetzlichen Rahmenbedingungen. Umweltkontor wollte sich zu den Analystenstimmen nicht äußern und verwies auf den Zwischenbericht, der am Mittwoch veröffentlicht und auch Angaben zum Gesamtjahr beinhalten werde. Fakt sei aber, dass sich das Projektgeschäft auf das vierte Quartal konzentriere wie etwa bei dem Wettbewerber Energiekontor, sagte eine Unternehmenssprecherin.
Früheren Angaben zufolge erwartet das im Auswahlindex des Neuen Marktes Nemax 50 gelistete Unternehmen für das Gesamtjahr 2001 Umsätze von 181,8 (Vorjahr 87,22) Mill. Euro bei einem Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) von 14,0 (6,2) Mill. Euro. Die befragten Analysten schätzen durchschnittlich für das laufende Geschäftsjahr 2001 Umsätze von 167 Mill. Euro bei einem Ebit von ungefähr 12 Mill. Euro.
Sieben Analysten gehen für die ersten neun Monate 2001 durchschnittlich von einem Ebit von etwa drei (2,15) Mill. Euro aus. Beim Umsatz wird durchschnittlich eine Verbesserung auf etwa 82 Mill. Euro von 35,47 Mill. Euro im Vorjahreszeitraum erwartet.
Axel Funhoff von Bear Stearns in London sagte, bremsend für das Unternehmen wirkten sich die Veränderung der Gesetzgebung bezüglich der Hoheitsverschiebung von Baugenehmigungen von Windparkprojekten von der Kreis- auf die Landesebene aus. Projekte, die für das dritte Quartal geplant waren, würden somit möglicherweise erst im vierten Quartal oder gar im kommenden Jahr realisiert werden. Längerfristig sieht Funhoff das Geschäftsmodell aber nicht in Gefahr.

Führende Finanzstrukturen

"Rein operativ sehe ich Umweltkontor im Bereich Windparkentwicklung schlechter positioniert als Energiekontor", sagte Funhoff. Führend sei Umweltkontor aber bei Finanzstrukturierungen. Das Unternehmen habe zur Zeit jedoch durch den Verkauf der Beteiligung an der Langenhagener Nevag (Neue Energie Verbund AG) unter einer Vertrauenskrise zu leiden. "Die Frage ist, wie das Management des Unternehmens mit dem Vertrauensverlust umgeht. Wir sehen aber keinen Grund, die Aktie dadurch abzustufen", sagte Funhoff. Das Institut bewertet die Umweltkontor-Aktie mit "Attractive" und nennt ein Kursziel von etwa 25 Euro für einen Zeitraum von zwölf Monaten.
Umweltkontor hatte nach eigenen Angaben im Juli 2000 14,3 Prozent an der Nevag erworben. Diese Beteiligung sei dann im Juni 2001 zum Buchwert an die L&N Holding GmbH & Co. KG veräußert worden, die den Vorständen von Umweltkontor Heinrich Lohmann und Leo Noethlichs gehöre. Georg Waldner von Erste Bank Österreich stuft Umweltkontor mit "Neutral" ein und sieht die gesamte Branche allgemein positiv. "Ein hohes Umsatzwachstum ist hier möglich und sollte auch stattfinden. Umweltkontor lag mit den Halbjahreszahlen unter unseren Erwartungen. Das Unternehmen ist allerdings in einem sehr saisonal schwankenden Geschäft tätig", sagte Waldner weiter.
Die Aktie lag am Dienstag bei einem freundlichen Marktumfeld mit über 5 % im Minus bei 12,34 Euro. Das Jahreshoch verbuchten die Titel Anfang Februar 2001 bei 35,85 Euro. Das Jahrestief wurde am 11. September bei rund sechs Euro erreicht.

EnBW setzt auf Wind (TAM 26.11.2001)

Noch im Dezember errichtet die EnBW Kraftwerke AG in Eppenrod in Rheinland-Pfalz drei Windkraftanlagen mit je 900 kW Leistung für insgesamt 5,8 Mio. DM. Die Anlagen haben einen Rotordurchmesser von 52 m und eine Gesamthöhe von 74 m. EnBW erwartet eine Jahresstromproduktion von 4,4 GWh, was dem Strombedarf von eintausend durchschnittlichen Vier-Personen-Haushalten entspricht.

RWE setzt auf Brennstoffzelle (Welt 22.11.2001)

100 000 Kleinkraftwerke für Privatkunden bis zum Jahr 2010 geplant
Essen - Die RWE AG strebt eine Spitzenstellung im Bereich der Brennstoffzellen-Kraftwerke an. Das sagte Heinz Bergmann, Projektleiter Brennstoffzelle bei dem Essener Energiekonzern. Ab 2005 will RWE marktreife Brennstoffzellen-Produkte zur dezentralen Strom- und Wärmeversorgung für Ein- oder Mehrfamilienhäuser sowie Gebäude- und Industriekomplexe auf den Markt bringen. Parallel dazu soll ein Vertriebssystem aufgebaut sein.
Das Projekt Brennstoffzelle, bei dem in den Zellen auf Erdgas-Basis aus Wasserstoff und Sauerstoff Strom und Wärme gewonnen wird, wurde bei RWE 1991 gestartet. Um das Brennstoffzellen-Geschäft zu bündeln, wird der Bereich im kommenden Jahr in eine eigene Gesellschaft ausgegliedert. Der Name der 100-prozentigen Tochter von RWE Plus, der Führungsgesellschaft für den Stromvertrieb im Essener Konzern, steht noch nicht fest. Die Entscheidung über die Besetzung der Geschäftsführung falle womöglich noch in diesem Jahr. Bis 2005 will die neue Gesellschaft einen dreistelligen Mio.-Euro-Betrag in die Technologie investieren. Die Zahl der Beschäftigten soll von jetzt 30 auf mehrere Hundert steigen. Nach den Worten Bergmanns soll der Bereich Brennstoffzelle im Jahr 2007/08 die Gewinnschwelle erreichen.
Investiert werden soll vor allem in Gemeinschaftsunternehmen. Im Bereich Gewerbe und Industrie ist etwa ein Joint Venture mit der Daimler-Chrysler-Tochter MTU geplant. Start der Kooperation könnte Frühjahr/Sommer 2002 sein. Das zweite Gemeinschaftsunternehmen wird mit dem italienischen Brennstoffzellen-Hersteller Nuvera gegründet. Hier können die Verträge nach den Worten Bergmanns in den nächsten Wochen unterschrieben werden. Um das Vertriebsnetz für den Verkauf von Brennstoffzellen-Produkten aufzubauen, strebt RWE zudem Kooperationen mit regionalen Stromversorgern, Heizungsbauern und Installateuren an.
Der Essener Energieriese hofft mit der dezentralen Brennstoffzellen-Technologie bis 2015 einen Marktanteil von bundesweit zehn Prozent erreichen zu können. Beim Volumen geht RWE vom Bau von 100 000 Anlagen mit je fünf Megawatt bis 2010 aus.
Die Anschaffungskosten für die Heiz- und Stromapparate sollen in den kommenden Jahren deutlich sinken. Derzeit liegt der Preis pro Megawatt Kapazität für die Brennstoffzellen-Produkte bei 10 000 DM. Sie sollen künftig auf 2500 bis 3000 DM für Privathaushalte und 2000 bis 2500 DM für Industriekunden sinken. Die Versorgung mit Strom und Wärme durch Brennstoffzellen-Heizungen soll für Endverbraucher nicht teurer sein, als mit konventioneller Versorgung.

Größtes Solarkraftwerk (TAM 21.11.2001)

Gestern ging das größte deutsche Solarkraftwerk in Hohenfels bei Regensburg in Betrieb. Auf 14 500 m² sind 12 672 Solarmodule installiert, die zusammen knapp 1,6 Mio. kWh Strom im Jahr liefern. Das reicht aus, um die 2000 Einwohner der Gemeinde zu versorgen. Mit rund 1075 kWh Sonneneinstrahlung pro m² im Jahr zählt die Region zu den sonnenreichsten in Deutschland. Betreiber des Kraftwerks sind die Voltwerk AG, Stuttgart, und die Umweltkontor Renewable Energy AG. In Deutschland sind derzeit rund 30 000 Solarstromanlagen mit einer Gesamtleistung von 150 MW installiert, die zusammen pro Jahr etwa 120 Mio kWh Strom produzieren.

Windkraft legt zu (TAM 21.11.2001)

Nach Prognosen des Internationalen Wirtschaftsforums Regenerative Energien (IWR), Münster, wird die Windkraft 2003 die Wasserkraft bei der Stromerzeugung überholt. Dann würden die in Deutschland installierten Windkraftanlagen über 20 Mrd kWh Strom pro Jahr erzeugen. In diesem Jahr sind es rund 13 Mrd. kWh. Der Anteil aller regenerativen Energien an der Stromerzeugung liegt zusammen bei etwa 8%. Im Jahr 2003 sollen laut IWR erstmals die 10% überschritten werden. Die Windkraft, im letzten Jahr mit 9,1 Mrd. kWh an der Stromerzeugung beteiligt, werde im Vergleich zur Wasserkraft immer weiter Boden gut machen, da bei einer Wasserkraft-Kapazität von derzeit 20 Mrd. kWh kaum noch Ausbaumöglichkeiten bestünden.

Sommerwärme wird für den Winter gespeichert (Ostsee-Zeitung 20.11.2001)

Neubrandenburg (dpa) Die Hitze des Sommers für kalte Wintertage zu bewahren ist ein alter Traum der Menschheit. Die Neubrandenburger Stadtwerke wollen vom kommenden Jahr an überschüssige Wärme, die im Sommer bei der Stromerzeugung im Gas- und Dampfturbinenkraftwerk anfällt, in unterirdischen Speichern deponieren. Im Winter soll sie rund 3500 Wohnungen und öffentliche Gebäude heizen. Die Stadtwerke als Auftraggeber und die Geothermie GmbH haben jetzt begonnen, das Projekt der Wärmespeicherung neu zu planen. Vor drei Jahren waren die Planungen unterbrochen worden, weil eine staatliche Förderung der Gas- und Dampfturbinenkraftwerke nicht sicher war. Ohne Subventionen hätten Kraftwerk und Wärmespeicherung zur Disposition gestanden, sagt Geothermie-Geschäftsführer Frank Kabus.
Die Natur hat Neubrandenburg, wie fast ganz Norddeutschland, ein warmes Fußbad bereitet. In rund 1300 Meter Tiefe führen Gesteinsschichten 55 Grad Celsius heißes Wasser. In Neustadt-Glewe wird sogar Thermalwasser mit fast 100 Grad Celsius an die Oberfläche geholt. 1984 entstand in Waren/Müritz die erste Geothermische Heizzentrale, die Wohnungen mit Thermalwasser heizt. In Neubrandenburg werden seit einem Jahrzehnt Wohnungen und Schulen über ein eigenes Fernwärmenetz mit Erdwärme versorgt.
Die dafür angelegten Bohrungen sollen jetzt dem Speichern der Kraftwerks-Abwärme dienen. Bei jeder Kilowattstunde Strom, die produziert wird, falle eine Kilowattstunde Wärme an, sagte Kabus. Bisher nutzte die geothermische Heizzentrale bestimmte Bohrungen nur für die Förderung des warmen Wassers, die anderen für das Verpressen des gebrauchten Wassers in den Untergrund. Künftig müsse jede Bohrung jede Funktion erfüllen können, sagt Kabus. Im Sommer werde Thermalwasser gefördert, mit der Abwärme aus dem Kraftwerk auf 80 Grad erhitzt und in einer anderen Bohrung wieder verpresst. Aus dieser werde im Winterhalbjahr das heiße Wasser zur Heizung entnommen und über andere Bohrungen in den Untergrund zurück geführt. Zu Beginn der Heizperiode werde das gespeicherte Wasser etwa 78 Grad heiß sein, Ende März nur noch 65 Grad, was für Heizung und Warmwasserbereitung noch ausreiche. "Wir können dann praktisch ohne Wärmepumpe arbeiten", sagt Kabus.
Die Stadtwerke sparen pro Jahr 20 000 Megawattstunden Brennstoff ein, rechnet Unternehmenssprecherin Kathrin Karsten vor. Zudem werde die Emission von jährlich 1550 Tonnen Kohlendioxid vermieden. Die Investition in Höhe von 4,1 Millionen DM könnte sich in drei bis fünf Jahren bezahlt gemacht haben. Die Anlage soll im August 2002 fertig sein.
Geothermie-Geschäftsführer Peter Seibt zufolge haben auch andere Kommunen Norddeutschlands ein reges Interesse an der Wärmespeicherung. Eine erschlossene Thermalwasserebene sei nicht Voraussetzung, obwohl das Wasser in den warmen Gesteinsschichten weniger abkühle. In Rostock wird bereits überschüssige Wärme einer Sonnenenergie-Heizung für 108 Wohnungen in einem 25 Meter tiefen Speicher für den Winter bewahrt. Auch im Berliner Reichstag und den anderen Parlamentsgebäuden am Spreebogen sorgt die Geothermie GmbH mit dafür, dass die Abgeordneten im Winter nicht frieren, im Sommer aber einen kühlen Kopf behalten.

Erste deutscher Offshore-Windpark (TAM 13.11.2001)

Der erste Offshore-Windpark Deutschlands wird in der Nordsee nordwestlich von Borkum entstehen. Das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH), Hamburg, gab grünes Licht für das Vorhaben der Prokon Nord Energiesysteme GmbH, Leer. In einer ersten Pilotphase werden zwölf einzelne Windräder errichten. Sie sind 90 m hoch, haben einen Rotordurchmesser von 110 bis 115 m und eine Leistung von je 5 MW. Baubeginn für das Pilotprojekt soll im Frühjahr 2003 sein. Insgesamt sind 208 Anlagen geplant, das Investitionsvolumen liegt bei mehr als 3 Mrd. DM. Der Windpark wird am Ende der Ausbauphase 1000 MW Strom erzeugen und das weltweit erste Offshore Windenergieprojekt außerhalb einer Zwölf-Seemeilen-Zone sein. Bisher gibt es Offshore-Windanlagen in Schweden, den Niederlanden, Dänemark und Großbritannien in Küstennähe.

Waffeln sind besser (TAM 13.11.2001)

Die Abteilung Thermosensorik und Photovoltaik des bayerischen Zentrums für Angewandte Energieforschung (ZAE), Erlangen, entwickelte ein neues Produktionsverfahren für Solarzellen aus kristallinem Silizium, bei dem das teure Material reduziert wird. Damit die hauchdünnen Siliziumschichten genug Licht schlucken können, bekommen sie die Form einer Waffel. Die Struktur vergrößert die Aufnahmefläche der sonst mit einer glatten Siliziumschicht bezogenen Solarzelle. Damit genügt schon eine Schicht von wenigen Tausendstel Millimetern, um genau so viel Strom zu erzeugen wie eine herkömmliche, mit 0,3 Millimetern 20 mal dickere Zelle. Ein erster Prototyp aus fünf verschalteten Einzelzellen liefert eine Spannung von drei Volt und setzt damit 10,6% des absorbierten Lichts in Energie um. Einsetzbar sind die Solarzellen in kleineren Stromverbrauchern wie Palmtops oder bei Weltraumsatelliten, da die dünnen Siliziummodelle der kosmischen Strahlung länger standhalten als herkömmliche Zellen.

Bundesamt genehmigt ersten deutschen Windenergiepark auf hoher See (KN 12.11.2001)

Hamburg/Leer (dpa) Der erste deutsche Windenergiepark auf hoher See kann ab 2003 vor der Nordseeküste gebaut werden. Das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) in Hamburg teilte am Freitag mit, dass es die Offshore-Anlage 45 Kilometer nordwestlich von Borkum genehmigt habe. Nach Angaben des Bundesamtes wird die Anlage die weltweit erste, außerhalb der Zwölfmeilen-Küstenschutzzone und in einer Wassertiefe von rund 30 Metern sein. "Nach sorgfältiger Prüfung sind wir sicher, dass das Projekt die Sicherheit des Schiffsverkehrs nicht beeinträchtigen und auch die Meeresumwelt nicht gefährden wird", versicherte BSH-Präsident Peter Ehlers. Die Energiefirma Prokon Nord im niedersächsischen Leer will 250 bis 280 Millionen DM (143,2 Mio. Euro) in die erste Bauphase der Anlage investieren, sagte ein Firmensprecher. Der erste Bauabschnitt soll 12 Windräder umfassen, insgesamt sind 208 Rotoren geplant. Die Gesamtkosten würden etwa drei Milliarden DM betragen, sagte Prokon-Geschäftsführer Ingo de Buhr. "Wir wollen 2003 mit der Errichtung der ersten Windräder beginnen." Die genehmigten zwölf Windkraftanlagen seien Teil einer Pilotphase, in der es gelte, Probleme zu erkennen und daraus für weitere Ausbauphasen zu lernen. "Diese Genehmigung ist der erste Schritt in eine neue Ära der deutschen Klima- und Energiepolitik", sagte BSH-Präsident Ehlers. Im Off-Shore-Bereich entstehe ein völlig neuer Wirtschaftszweig, der unter anderem die Chance biete, deutsche Technologien weltweit zu vermarkten. "Es könnte der Beginn der größten Investitionswelle sein, die es in der Bundesrepublik je gegeben hat. Hier herrscht Aufbruchstimmung", meinte De Buhr. Zur Zeit liegen dem BSH 28 Anträge für Windenergieanlagen auf hoher See vor (21 Nord-, 7 Ostsee). "Wir werden die Anträge prüfen, es wird sich allerdings mit Sicherheit auf einzelne Gebiete konzentrieren." Die Genehmigung für das Pilotprojekt ist zunächst auf 25 Jahre nach Inbetriebnahme befristet. Eine Verlängerung ist möglich. Die Windräder werden eine Höhe von bis zu 90 Meter über dem Meeresspiegel erreichen, die Rotorblätter sollen einen Durchmesser von etwa 110 bis 115 Meter haben. Die Kraftanlagen bestehen nach Prokon-Angaben fast vollständig aus Stahl, auch die Verankerung im Boden werde mit einem Stahlgestell gesichert. In der Pilotphase soll die Windanlage eine Leistung von 60 Megawatt erbringen, nach dem Gesamtausbau etwa 1000 Megawatt. "Das entspricht in etwa zwei Drittel der Leistungsstärke eines mittelgroßen Atomkraftwerks", sagte de Buhr.

Windpark genehmigt (TAM 12.11.2001)

Das griechische Entwicklungsministerium erteilte P&T Technology Hellas, Tochter der Hamburger P&T Technology AG, die Genehmigung zum Bau eines Windparks auf der Insel Rhodos. Das Investitionsvolumen für die 21 Windkraftanlagen mit zusammen 18 MW beträgt rund 20 Mio. Euro. Der Baubeginn ist für Mitte 2002 geplant. Zusätzlich will P&T Hellas Anfang 2003 drei weitere Windkraftprojekte mit einer Gesamtkapazität von 100 MW südwestlich von Athen starten. In Griechenland wird die Abnahme von Windkraftstrom staatlich garantiert. Die öffentlichen Energieversorger müssen für jede kWh 20 Drachmen oder 6 Eurocent zahlen.

Initiative gegen Windkraft (TAM 12.11.2001)

Bürgerinitiativen gegen Windkraftanlagen forderten die NRW-Landesregierung zur Änderung ihres energiepolitischen Kurses auf. Privilegien zur Subventionierung von Windenergie müssten abgeschafft werden, die Gemeinden bräuchten eine rechtliche Handhabe, um die Errichtung von Anlagen abzulehnen zu können. Die Nachweispflicht über Lärmbelästigung müsse von den Anwohnern auf die Betreiber verlagert werden. Außerdem müsse jeder Antrag auf mögliche Belastungen überprüft werden. Die Anwohner klagten über die Verschandelung der Landschaft, über Lärmbelästigungen und gesundheitliche Gefährdungen durch die Nachtbefeuerung für die Flugsicherheit. Angesichts der schlechten Windverhältnisse in NRW stehe die Effizienz der Windräder in keinem Verhältnis zu den Beeinträchtigungen.

Weltgrößter Windpark (energiportalen 09.11.2001)

Blåvandshuk - Der dänische Energieproduzent Elsam wird im Sommerhalbjahr 2002 den bis dahin größten Offshore-Windpark der Welt bei Blåvandshuk an der jütländischen Westküste errichten. Der Windpark, der ca. 14-20 km vor der Küste in der Nordsee entstehen wird, ist der erste Teil des langfristigen dänischen Engagements in die Entwicklung umweltschonender Offshore-Windenergie. Durch dieses Projekt wird sich zeigen, inwieweit und wie sich die ehrgeizigen Ziele der dänischen Energiepolitik erreichen lassen. Der Plan der Regierung sieht die Erzeugung von insgesamt 4.000 MW Windkraft in dänischen Hoheitsgewässern bis zum Jahre 2030 vor.
Elsam und der verantwortliche Netzbetreiber Eltra wurden damit beauftragt ein Demonstrationsprojekt bei Horns Rev (Horns Riff) zu errichten. Elsam wird der Besitzer und Betreiber des Windparks sein, und Eltra verantwortlich für die Anbindung an das übergeordnete Elektrizitätsnetz.

Große Potenziale für die Windenergie (Welt 08.11.2001)

Konferenz in Bremerhaven informierte über Chancen und Entwicklungen
Bremerhaven baut auf die Windkraft. Insbesondere der geplante Bau mehrerer großer Windparks vor der Nordseeküste biete große Chancen für Unternehmen - zum Beispiel aus der Bauindustrie sowie dem Metall-, Maschinen- und Anlagenbau.
Das ist das Fazit einer Windkraft-Konferenz, zu der die Bremerhavener Gesellschaft für Investitionsförderung und Stadtentwicklung mbH (BIS) gemeinsam mit Bausenatorin Christine Wischer (SPD) sowie der Bremer Innovationsagentur (BIA) über 200 Vertreter der örtlichen Wirtschaft, der bundesweiten Windenergiebranche sowie namhafte Energie- und Planungsexperten eingeladen hatte. Schon heute arbeiten im Land Bremen rund 500 Menschen in der Produktion von Windkraftanlagen. "Angesichts des zu erwartenden Booms in der Nutzung der Windenergie ist dies aber erst der Anfang", sagte Wischer während der Tagung. Zurzeit stammen zwei Prozent der bundesweiten Stromproduktion aus regenerativen Energien; bis zum Jahr 2010 sollen es 12,5 Prozent sein.
Offshore-Windparks spielen auf dem Weg zu diesem Ziel eine entscheidende Rolle. Darin waren sich die Vertreter der beiden größten deutschen Windparkbetreiber, der Energiekontor AG und der Plambeck Neue Energien AG einig. Das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) prüft als Genehmigungsbehörde zurzeit 13 Anträge für Offshore-Windparks in Nord- und Ostsee. "Diese Anlagen werden etwa 30 bis 40 Kilometer vor der Küste entstehen", sagte BSH-Vertreter Christian Dahlke. Das Investitionsvolumen dieser Projekte bezifferte Dahlke auf rund 30 Milliarden Mark.
Aus Sicht seiner Behörde sind inzwischen die meisten Bedenken gegenüber den Anlagen vor allem mit Blick auf die Sicherheit des Schiffsverkehres und den Umweltschutz ausgeräumt worden. Zu den größten Projekten der Art zählen die auf den Nordergründen in der Wesermündung und vor Borkum geplanten Windparks.

Solar-Tapete (TAM 08.11.2001)

Wissenschaftler der Universität Arizona sind der Entwicklung abrollbarer Solarzellen näher gerückt. Per Siebdruck stellen sie Solarzellen aus Plastik her. Die Zellen besitzen in etwa ein Viertel der Wirksamkeit kommerzieller Silikoneinheiten, die 10 bis 20% der Lichtenergie in Strom verwandeln. Bei weißem Sonnenlicht sind sie noch zu wenig wirksam, um kommerziell eingesetzt zu werden.

Solar-Renner (TAM 07.11.2001)

Das 100 000-Dächer-Programm der Bundesregierung zur Förderung der Solarenergie boomt. Das Jahresziel von 65 MWp sei bereits im Oktober übertroffen worden, so die Unternehmensvereinigung Solarwirtschaft (UVS). Seit Beginn 2001 habe die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) mehr als 17 000 Anträge mit etwa 720 Mio. DM Volumen bewilligt.
Greenpeace und Photovoltaik-Industrie: Startschuss für 2,3 Millionen Solar-Arbeitsplätze (Strom-Magazin)
Zusammen mit der Europäischen Photovoltaik Vereinigung hat die Umweltschutzorganisation Greenpeace eine Untersuchung zur Sonnenenergie durchgeführt. Ergebnis: Die jährliche Stromproduktion aus Sonne könnte in 20 Jahren um das zweihundertfache gesteigert werden.
In weniger als 20 Jahren könnten etwa eine Milliarde Menschen ihren Strombedarf aus Solaranlagen decken. Bis zum Jahr 2020 könnte sich die jährliche Solaranlagenproduktion weltweit von derzeit 270 Megawatt um das zweihundertfache auf 54 000 Megawatt erhöhen, wodurch etwa 2,3 Millionen Arbeitsplätze in der Solarbranche entstünden. Zu diesem Ergebnis kommt die Marktuntersuchung "Solar Generation", die Greenpeace gemeinsam mit der Europäischen Photovoltaik Vereinigung (EPIA) erstellt hat. Wie die Umweltorganisation und der in Europa einflussreichste Verband der Solarindustrie heute bei der Veröffentlichung in Berlin erklärten, ist mit der vorliegenden Untersuchung ein wichtiger Schritt für den weltweiten Ausbau der Solarenergie getan.
"Die Solarindustrie hat sich ihre Zielmarke gesetzt und will loslegen", erklärt Sven Teske, Energieexperte bei Greenpeace. "Jetzt muss die Politik den Startschuss geben. In ganz Europa gibt es viele Unternehmer, die in die Solarwirtschaft investieren werden, sobald Regierungen langfristige, finanzielle Beteiligungen verbindlich zusichern." Greenpeace fordert ein Europa weites Energieeinspeisegesetz (EEG), wie es seit 2000 in Deutschland in Kraft ist, sowie ein Exportprogramm für Photovoltaik-Anlagen. Entgegen den bisherigen Planungen der Bundesregierung müsse das EEG in Deutschland über das Jahr 2003 hinaus bestehen bleiben. Die EPIA repräsentiert 54 der führenden europäischen Hersteller von Solaranlagen. "Die vorliegende Untersuchung spielt eine wichtige Rolle für die Entscheidung, neue Solarfabriken zu bauen, um Photovoltaik-Anlagen günstiger herstellen zu können", sagt Dr. Murray Cameron, Geschäftsführer von EPIA.
Allein in Deutschland könnte der Solarstrom-Anteil bis 2020 von derzeit 0,0016 auf drei Prozent anwachsen. Dann würden insgesamt 15 000 Megawatt Leistung aus der direkten Nutzung der Sonnenenergie gewonnen werden können. 140 000 sichere Arbeitsplätze könnten so entstehen. Im Jahr 2000 betrug der Photovoltaik-Umsatz weltweit fast eine Milliarde Dollar. Bis 2020 würde sich dies auf über 60 Milliarden Dollar steigern. In einem Ausblick auf das Jahr 2040 prognostiziert die Untersuchung einen weltweiten Solarstrom-Anteil von 26 Prozent.

Ökostrom in Österreich (TAM 06.11.2001)

Der Beitrag erneuerbarer Energieträger an der österreichischen Stromversorgung könnte in den kommenden neun Jahren um bis zu 75% gesteigert werden, wenn ihnen durch politische Steuerungsmaßnahmen volle Wettbewerbsfähigkeit zugestanden wird, so eine Studie, die die TU Wien für das Umwelt- und Landwirtschaftsministeriums und das Wirtschaftsministerium durchführte. Dabei wurden drei Szenarien bis 2010 entwickelt. Im günstigsten Fall könnte der Biomasseeinsatz verdoppelt und der Beitrag der übrigen erneuerbaren Energieträger und -technologien von 23 auf 65 Petajoule gesteigert werden.

Energiehunger steigt (TAM 30.10.2001)

Nach Angaben von Experten bei der Welt Energie-Konferenz in Buenos Aires wurden im Jahr 2000 rund 14 Mrd. Tonnen Steinkohleneinheiten (t SKE) zur Versorgung der Welt mit Energie eingesetzt. Seit 1970 habe sich der Weltenergieverbrauch damit nahezu verdoppelt. Vor allem der asiatisch-pazifische Raum werde erheblich mehr Energie nachfragen. Kohle, Öl und Gas würden auch in den nächsten Jahrzehnten die Grundlast der Weltenergieversorgung tragen. Die Kernenergie decke derzeit rund 7% des globalen Primärenergieverbrauchs und hat 16% der weltweiten Stromversorgung. Wasserkraft trage mit gut 2% zur weltweiten Energieversorgung bei. Der Beitrag der erneuerbaren Energien liege bisher bei nur 2%. Ihrem Ausbau sei derzeit zwar noch technisch-wirtschaftliche Grenzen gesetzt, mit deutlich wachsenden absoluten Beiträgen werde sie aber zukünftig eine wichtige zurechenbare Energiequelle darstellen. Insbesondere die Nutzung der Windenergie habe in den letzten Jahren in einigen Ländern, vor allem in Deutschland, beträchtlich zugenommen. Der Hunger nach Energie werde weiter zunehmen, heute seien fast 2 Mrd. Menschen ohne Zugang zu kommerzieller Energie. Laut dem Deutschen Nationalen Komitee des Weltenergierates (DNK) sind weltweit Reserven an nicht erneuerbaren Energierohstoffen von mehr als 1200 Mrd. t SKE vorhanden. Das ist das Neunzigfache des aktuellen Weltenergieverbrauchs. Die weltweiten Reserven an Öl reichten statistisch noch gut 40 Jahre, beim Erdgas über 60 Jahre.

Windpark genehmigt (TAM 29.10.2001)

Die Bremer Energiekontor AG baut in Griechenland einen der größten Windparks. Mit 17 Windkraftanlagen von je 1,5 MW produziert der Windpark in Antirrio am Golf von Korinth eine Gesamtleistung von 25,5 MW Strom, um damit 16 000 griechische Haushalte zu versorgen. Die dafür nötige Produktionsgenehmigung hat jetzt die zuständige Regulierungsbehörde RAE erteilt. Sie muss formal noch von den zuständigen Ministern genehmigt werden.

Strom aus frisch gepresster Luft (Berliner Zeitung 25.10.2001)

Luftspeicherkraftwerke kombiniert mit Windrädern könnten Öko-Strom zum Durchbruch verhelfen
Die Betreiber von Windturbinen haben ein Problem: Ihre Anlagen erzeugen zwar sauberen Strom, aber nur, wenn der Wind weht. Das ist nicht immer dann der Fall, wenn der Strom gerade auch gebraucht wird. Sind also viele Windräder Teil der Stromversorgung, steigt das Risiko eines Stromausfalls. Stromspeicher, die während einer Flaute die fehlende Energie liefern, können hier Abhilfe leisten. Große Atom- oder Kohlekraftwerke, die auch nachts viel Strom erzeugen, liefern ihre überschüssige Energie mancherorts an Pumpwerke, wenn der Strom nicht im Netz benötigt wird. Die Pumpen pressen Wasser in hoch gelegene Wasserreservoire. Wird nun zu anderen Zeiten viel Strom abgezapft, lässt man das Wasser aus den Staubecken wieder abwärts strömen, wobei es Turbinen antreibt, die dann Strom erzeugen. Es könnte aber auch anders gehen: Energie-Experten wollen komprimierte Luft als Energiespeicher nutzen.
Hierfür werden große Kavernen unter der Erde über einen elektrischen Kompressor mit Pressluft voll gepumpt. Bei geschlossenem Ventil halten sie den Druck gespeichert. Erst bei Bedarf wird die Druckluft aus den Tanks genutzt, um Turbinen anzutreiben und damit wieder Strom zu erzeugen. Um dabei den Wirkungsgrad zu erhöhen, wird die Luft vor Eintritt in die Turbine zusätzlich mit einem Gasbrenner erhitzt.
Neu ist diese Technik nicht. Bereits seit 1978 ist das erste Luftspeicherkraftwerk der Welt im niedersächsischen Huntorf in Betrieb. Zwei große Kavernen, die durch das Aushöhlen eines Salzstocks in Tiefen zwischen 650 und 800 Metern entstanden, haben zusammen ein Volumen von rund 310 000 Kubikmeter. Sie werden nachts mit überschüssigem Atom- oder Kohlestrom auf bis zu 70 Bar Druck voll gepumpt. Zum Vergleich: Die Luft in einem Autoreifen steht unter einem Druck von etwa 2 Bar. Die im Salzstock gespeicherte Luft reicht aus, um über eine Gasturbine bei Bedarf bis zu drei Stunden lang 290 Megawatt Strom zu erzeugen. So können Verbrauchsspitzen im norddeutschen Stromnetz abgedeckt werden.
Trotz dieser Vorteile sind Luftspeicherkraftwerke selten. Der Bedarf und die Akzeptanz bei den Energiekonzernen war bislang gering. Neben Huntorf existiert nur in McIntosh im US-Staat Alabama eine solche Anlage. Doch das dürfte sich bald ändern. In den USA gibt es Pläne für eine ganze Reihe neuer Luftspeicherkraftwerke. Sie sollen die Energiekrise lösen helfen, mit der zahlreiche US-Staaten zu kämpfen haben. Ihr Strombedarf ist in den vergangenen Jahren derart gewachsen, dass die Stromproduktion der vorhandenen Kraftwerke zu bestimmten Zeiten nicht mehr ausreicht. Stromausfälle sind die unweigerliche Folge. Herausragendes Beispiel ist derzeit ein geplantes Kraftwerk in Norton (Ohio), das 2003 ans Netz gehen soll. Eine aufgegebene Kalkmine in 800 Meter Tiefe dient dort als riesiger Luftspeicher mit rund neun Millionen Kubikmeter Volumen. Bei einem Überdruck von 110 Bar in der voll gepumpten Mine wird das Kraftwerk eine Leistung von 2 700 Megawatt erreichen - mehr als doppelt so viel wie ein großes Atomkraftwerk. "Die Anlage in Norton wird das größte Luftspeicherkraftwerk der Welt sein. Im voll ausgebauten Stadium wird es genug Luftreserve in seinen Kavernen haben, um 675 000 Haushalte mehr als zwei Tage lang mit Strom zu versorgen", sagt Michael McGill, Vizepräsident des Unternehmens "Norton Energy Storage" (NES).
Energie-Experten sehen für die Luftspeicherkraftwerke eine große Zukunft voraus. Neben ihrem Einsatz als Stromausfallsicherung könnten sie für den Ausbau der regenerativen Energien Bedeutung erlangen. "Wenn man Luftspeicher mit Windenergie-Anlagen kombiniert, eröffnen sich ganz neue Möglichkeiten für deren Nutzung", sagt der Physiker Alfred J. Cavallo, der früher am Zentrum für Energie- und Umweltsysteme der Universität Princeton forschte und heute als freier Berater arbeitet. "Ein großer Windpark mit Luftspeicher kann sowohl aus technischer als auch wirtschaftlicher Sicht künftig eine echte Alternative zu Öl-, Gas-, Kohle- oder Atomkraftwerken darstellen", sagt Cavallo. Seine Vision: In abgelegenen Regionen mit günstigen Windverhältnissen, etwa der inneren Mongolei oder den Great Plains in den USA, sollten überdimensionierte Windparks zusammen mit Luftspeicherkraftwerken gebaut werden. In dieser Kombination hätten sie die Charakteristik eines so genannten Grundlastkraftwerkes. Überdimensioniert bedeutet in solchen Fällen, dass am Standort mehr Windräder installiert werden, als von der rechnerischen Leistung her nötig wären. Ein Beispiel: 50 Windturbinen mit je einem Megawatt bilden zusammen ein 50 Megawatt-Kraftwerk. Doch diese Leistung wird nur bei optimalem Wind erreicht. Bläst der Wind weniger stark, fällt die Leistung schnell auf 25 Megawatt und darunter. Werden hingegen 100 Turbinen aufgestellt, schaffen sie auch bei schwachem Wind zusammen die Nennleistung von 50 Megawatt, für die das Kraftwerk im Netz eingeplant ist. Bei Starkwind steht zudem überschüssiger Strom zur Verfügung, mit dem die Luftspeicher geladen werden können. "Noch können solche Kombinationskraftwerke mit konventionellen Grundlastkraftwerken nicht konkurrieren, die fossilen Rohstoffe sind bis jetzt zu billig", sagt Cavallo. Doch die Endlichkeit der Ressourcen, aber auch der Drang, Kohlendioxid-Emissionen aus Klimaschutzgründen zu verringern, könnten diese Verhältnisse bald ändern.
Vollkommen emissionslos arbeiten die Wind-Luftspeicher-Kraftwerke allerdings nicht. Das Erhitzen der Druckluft vor dem Eintritt in die Turbine erfolgt über das Verbrennen von Erdgas. Doch "ein Windkraft-Luftspeicher-Gaskraftwerk emittiert nur etwa 10 bis 15 Gramm Kohlenstoff pro Kilowattstunde, während ein Kohlekraftwerk die Atmosphäre mit rund 240 Gramm, ein reines Gaskraftwerk mit etwa 100 Gramm Kohlenstoff pro Kilowattstunde belastet", sagt Robert H. Williams, Professor für Umweltpolitik an der Harvard Universität. "Luftspeicherkraftwerke könnten dazu dienen, die gesamte Stromerzeugung weitaus grüner zu gestalten, weil ein viel größerer Teil der Energie aus regenerativen Quellen stammen könnte, ohne dass das Stromnetz ständig unter problematischen Produktions-Schwankungen zu leiden hätte." Das wäre der Durchbruch für den Ökostrom.

Windkraftkapazität bei 7.500 MW (vwd 18.10.2001)

Die 10.500 Windräder in Deutschland haben eine Kapazität von rund 7.500 MW. Das entspricht in etwa einem Drittel der installierten Leistung aller deutschen Kernkraftwerke, teilte der Bundesverband WindEnergie (BWE), Osnabrück, mit. Von Januar bis September diesen Jahres gingen 1.115 Windturbinen mit einer Gesamtleistung von 1.399 MW neu ans Netz, das sind rund 40 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Im Vergleich zum Jahr 2000 erhöhte sich die Gesamtkapazität um 23 Prozent. "In einem normalen Windjahr können die bundesweit installierten Anlagen knapp drei Prozent des deutschen Strombedarfs decken", teilte der BWE weiter mit. Er rechnet damit, dass die neu installierte Windkraft-Leistung in diesem Jahr erstmals 2.000 MW übersteigt, die Gesamtleistung der Windkraft 8.000 MW übersteigt. "Das seit April 2000 gültige Erneuerbare-Energien - Gesetz hat den Investoren die Sicherheit zurückgegeben, wieder konsequent in die Windenergie zu investieren. Die Anfang September vom Europäischen Rat verabschiedete Direktive für Strom aus erneuerbaren Energiequellen wird diese Investitionssicherheit weiter verstärken", sagte Dr. Peter Ahmels, Präsident des BWE, bei der Bekanntgabe der Zahlen. Den größten Windstrom-Anteil gibt es in Schleswig-Holstein. Dort decken 2.230 Anlagen mit 1.407 MW mittlerweile rund 25 Prozent des Strombedarfs. Es folgen Mecklenburg-Vorpommern (17 Prozent des Bedarf, 773 Anlagen, 545 MW) und Sachsen-Anhalt (neun Prozent des Bedarfs, 682 Anlagen, 654 MW). Marktführer war in den ersten neun Monaten Enercon, Aurich, mit einem Anteil von 36,2 Prozent der neu installierten Leistung. Nach BWE-Angaben folgen in der Hersteller-Rangliste Vestas Deutschland GmbH, Husum (17,7 Prozent), Nordex AG, Hamburg (10,2 Prozent), Enron Wind, Salzbergen (9,6 Prozent) und NEG Micon Deutschland, Ostenfeld (9,0 Prozent). Wie der BEW weiter mitteilte, setzte die Windenergie- Branche knapp vier Mrd. DEM um.

Studie: Solarstrom für eine Mrd. Menschen (vwd 18.10.2001)

Berlin (vwd/AFP) - Innerhalb von 20 Jahren könnten rund eine Milliarde Menschen ihren Strombedarf aus Solaranlagen decken. Zu diesem Ergebnis kommt eine am Mittwoch in Berlin veröffentlichte gemeinsame Marktuntersuchung der Umweltorganisation Greenpeace und der Europäischen Photovoltaik Vereinigung (EPIA).
Danach könnte die Leistung von Solaranlagen weltweit von derzeit 270 MW um das Zweihundertfache auf 54.000 MW erhöht werden. Das würde außerdem etwa 2,3 Millionen Arbeitsplätze schaffen.
Greenpeace-Energieexperte Sven Teske forderte die Politik auf, die Voraussetzungen für einen deutlichen Ausbau der Solarenergie zu schaffen. In ganz Europa gebe es viele Unternehmer, die in die Solarwirtschaft investieren würden, sobald die Regierungen langfristige finanzielle Beteiligungen verbindlich zusagten. Greenpeace fordert ein europaweites Energie-Einspeisegesetz, wie es seit dem vergangenen Jahr bereits in Deutschland in Kraft sei.
Allerdings sei das deutsche Gesetz bis zum Jahr 2003 begrenzt. Nötig sei außerdem ein Exportprogramm für Photovoltaik-Anlagen. Allein in Deutschland könnte der Solarstromanteil bis 2020 von derzeit 0,0016 auf drei Prozent anwachsen, meint die Umweltschutzorganisation. Das bedeute140.000 sichere Arbeitsplätze.
Im vergangenen Jahr betrug der Photovoltaik-Umsatz laut EPIA weltweit rund eine Mrd. USD (1,1 Mrd. EUR). Bis 2020 könnte er laut Untersuchung auf über 60 Mrd. USD steigen. Für das Jahr 2040 kann nach Einschätzung der beiden Organisationen bei entsprechender Förderung ein weltweiter Solarstrom-Anteil von 26 Prozent erwartet werden. Die EPIA repräsentiert 54 europäische Hersteller von Solaranlagen.

Solarstrom-Programm verfehlt sein Ziel (FTD 17.10.2001)

Das 100.000-Dächer-Solarstrom-Programm der Bundesregierung hat sein Ziel nicht erreicht. Die Preise für diese Anlagen sind nach einem Bericht des Bundesrechnungshofes nicht gesunken.
Das geht aus einem Bericht des Bundesrechnungshofes hervor, der der Financial Times Deutschland vorliegt. Mit den Subventionen für 100.000 Fotovoltaik-Anlagen auf deutschen Hausdächern will die Bundesregierung der Solarindustrie zum Durchbruch verhelfen. Dazu werden sowohl Zuschüsse zu den Investitionskosten bezahlt als auch garantiert, dass der so erzeugte Strom zu erhöhten Preisen von 99 Pfennig je Kilowattstunde ins Stromnetz eingespeist werden kann.
Nachfrage künstlich angeregt
Zwar erfülle das Programm das Ziel, die Hersteller-Kapazitäten deutlich zu erhöhen, so der Bericht. Die damit normalerweise einhergehenden Preissenkungen allerdings hätten sich nicht eingestellt: "Die durch eine Erhöhung des Angebotes angestrebte Preisreduzierung wurde jedoch nicht erreicht, weil die künstlich angeregte Nachfrage das Angebot deutlich überstieg", heißt es in dem Gutachten. Deshalb seien die Preise für Solarstrom-Anlagen im Jahr 2000 "deutlich gestiegen".
Der Bundesrechnungshof fordert deshalb eine laufende Marktbeobachtung mit dem Ziel ein, gegebenenfalls die Förderhöhe zu senken, "um die Nachfrage auf ein vom Markt besser zu bewältigendes Maß zurückzuführen und um größere Anreize zur Ausschöpfung von Preissenkungspotenzialen zu schaffen".

Kirchengemeinden pro Solar (TAM 15.10.2001)

Immer mehr Kirchengemeinden nutzen Solarenergie. Bereits 300 mal bewilligte die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) Zuschüsse aus ihrem Förderprogramm "600 Kirchengemeinden für die Sonnenenergie". Die Initiative war 1999 ins Leben gerufen worden. 750 Anträge sind bisher eingegangen. Die Nachfrage nach dem Programm, das bis Ende 2001 läuft, liegt weit über dem Gesamtvolumen von 20 Mio. DM. Die meisten Förderanträge trafen bisher aus NRW ein (155), vor Bayern (151) und Baden-Württemberg (135).

Wasserstoff vor der Marktreife (TAM 12.10.2001)

Die Nutzung von Wasserstoff als Energieträger stehe kurz vor der Marktreife, so Experten auf der "Wasserstoff-Expo", die vom 11. bis 13. Oktober in Hamburg stattfindet. Dort zeigen 80 Firmen und Forschungseinrichtungen auf dem Messegelände neue Energie- und Antriebskonzepte, Fahrzeuge mit Brennstoffzellen-Antrieb und das bisher einzige netzunabhängige System zur Strom- und Trinkwasserversorgung mit Windkraft und Wasserstoff. Nach Angaben des Deutschen Wasserstoff-Verbands sind die ersten Produkte mit Wasserstoff-Technik bei tragbaren Geräten wie Radios, Handys, Laptops, elektrischen Werkzeugen und Freizeitartikeln zu erwarten. Erstes Serienprodukt werde eine Stromversorgung auf der Basis von Wasserstoff mit 1 kW Leistung sein, die z.B. für entlegene Mess-Stationen genutzt werden könne. In zwei Jahren werde es auch Geräte für die Energieversorgung von Ein- und Mehrfamilienhäusern geben.

Bundesrechnungshof kritisiert üppige Förderung des Solarstroms (Handelsblatt 12.10.2001)

Geldverschwendung durch "100.000-Dächer-Programm" für Solarstrom
uhl BERLIN. Der Bundesrechnungshof hält die staatlichen Subventionen für den Solarstrom für zu üppig. Die hohe Förderintensität verstoße gegen den in der Bundeshaushaltsordnung verankerten Grundsatz der Subsidiarität, heißt es in einem Bericht des Rechnungshofes an den Haushaltsausschuss des Bundestages, der dem Handelsblatt vorliegt. Nach diesem Grundsatz müssen Zuwendungsempfänger die begünstigten Vorhaben zu einem Großteil selbst finanzieren. Die Investitionskosten für Solarstrom-Anlagen privater Antragssteller würden jedoch zu 100 % subventioniert. Bei gewerblich genutzten Photovoltaik-Anlagen übersteige die Förderung wegen des Vorsteuerabzugs bei der Umsatzsteuer in der Regel sogar die Investitionskosten.
Als Grund für diese überreichliche Subventionen nennt der Rechnungshof die Kumulation der zinsgünstigen Darlehen aus dem "100 000 Dächer-Solarstrom-Programm" und der Stromeinspeisevergütung von 99 Pfennig pro Kilowattstunde aufgrund des Gesetzes für den Vorrang erneuerbarer Energien. Das zuständige Bundeswirtschaftsministerium hält die Förderung dagegen für vertretbar. Denn es dürften nicht nur, wie es der Bundesrechnungshof tue, die Investitionskosten berücksichtigt werden. Vielmehr müssten auch die Betriebs- und Kapitalkosten einbezogen werden. Dann ergebe sich eine erheblich geringere Förderintensität, betont das Ministerium.
Nach Einschätzung des Rechnungshofs hat die opulente Solarstrom-Förderung außerdem zu einer "deutlichen Überhitzung des Marktes mit der Folge deutlicher Preissteigerungen" geführt. In den Jahren von 1990 bis 1998 seien die Preise für Solarstrom-Anlagen langsam aber stetig gesunken. Dieser Trend habe sich seit 1999 infolge des durch die Förderung ausgelösten Nachfragebooms umgekehrt. Nach den Untersuchungen des Bundeswirtschaftsministeriums hätten die Preise im Jahr 2000 um 8 bis 10 % zugenommen. Weitere Preisanhebungen seien aufgrund der nach wie vor das Angebot übersteigenden Nachfrage nicht auszuschließen. Es bestünden bereits Lieferengpässe. Ein beträchtlicher Teil der Anlagen werde bereits importiert, wodurch ausländische Produzenten von der deutschen Förderung profitierten.
Wegen dieser "Fehlentwicklungen" empfiehlt der Rechnungshof, mit Hilfe einer "laufenden Marktbeobachtung" zu prüfen, in welcher Höhe die Förderung verringert werden könnte, um die künstlich angeregte Nachfrage auf ein vom Markt besser zu bewältigendes Maß zurückzuführen. Damit würden auch größere Anreize zur Ausschöpfung von Preissenkungspotenzialen geschaffen.

Sicherheit auch ohne Vertrag (Frankfurter Rundschau 04.10.2001)

Ministerium stützt Position von Solarstromproduzenten
Betreiber von Photovoltaikanlagen brauchen mit Energieversorgern keinen Vertrag über die Einspeisung ihres Stroms abzuschließen. Auch ohne Vertrag sei die Investitionssicherheit gewährleistet, so das Bundesumweltministerium.
WETTERAUKREIS. Versuche, den Betreibern von Solaranlagen das Risiko zuzuschreiben, seien "Mumpitz", sagt der Pressesprecher des Bundesumweltministeriums, Jürgen Maaß. Das Ministerium reagiert damit auf einen sechzehn Monaten währenden Streit zwischen einem Solarstrombetreiber aus Butzbach und den Oberhessischen Versorgungsbetriebe (Ovag) in Friedberg (Wetteraukreis).
Die Auseinandersetzung begann im Mai 2000. Die Ovag bot dem Anlagenbetreiber einen Stromabnahmevertrag an, verweigerte aber einen Passus, mit dem die Vergütung in Höhe von 99 Pfennigen pro Kilowattstunde über eine Laufzeit von 20 Jahren festgelegt werden sollte. Das ergebe sich aus dem Erneuerbare Energie Gesetz (EEG), denn der Gesetzgeber wolle den Anlagenbetreibern Rechtssicherheit gewähren, erwiderte der Solarstromproduzent und klagte. Die Ovag dagegen vertrat die Auffassung, dass der Betreiber das wirtschaftliche Risiko trage.
Das Amtsgericht Friedberg entschied mit Urteil vom 15. November 2000 (Aktenzeichen: 2 C 1094/00 \[11\]) gegen den Anlagenbetreiber. Aus dem EEG ergebe sich kein Anspruch auf einen Stromeinspeisungsvertrag zu den vom Kläger gewünschten Inhalt. Die Verpflichtung der Ovag zur Abnahme und Vergütung des Solarstroms sei abhängig vom Fortbestand des EEG. So sei es vorstellbar, dass die beabsichtigte Förderung der Solarenergie künftig auch anders als über die Einspeisevergütung geregelt werden könnte. Die gewünschte Investitionssicherheit werde im Übrigen durch das Verbot der entschädigungslosen Enteignung nach dem Grundgesetz gewährt.
Der Butzbacher Sonnenstromproduzent legte Berufung ein, die vor dem Landgericht Gießen am 15. August mit einem Vergleich endete (Aktenzeichen 1 S 595/00). Beide Seiten verzichten darin auf einen Vertrag. Die Ovag verpflichtet sich, "nach Maßgabe des EEG in seiner jeweils geltenden Fassung oder etwaiger Nachfolgegesetze", Strom abzunehmen und zu vergüten. Seither raten Solarverbände den Anlagenbetreibern, entweder ohne Vertrag einzuspeisen oder einen von allen Fachverbänden anerkannten Mustervertrag abzuschließen.
Der Streit war damit noch immer nicht beendet. "Unsere Rechtsauffassung wurde exakt bestätigt", kommentierte Ovag-Vorstandsmitglied Herbert Holler den Vergleich. Die Betreiber seien nach wie vor "vom Goodwill des Gesetzgebers abhängig", so Holler.
Das sei "Mumpitz" und der untaugliche Versuch, Investitionswillige zu verunsichern, sagt hingegen Jürgen Maaß, Sprecher des Bundesumweltministeriums. Und auch Diethardt Stamm vom Sonnenstrom Verein Hessen sieht die Entscheidung durch diese Interpretation "um 180 Grad verkehrt" dargestellt. Der Betreiber einer Photovoltaikanlage habe durch den Vergleich gerade kein unternehmerisches Risiko, auch nicht bei einer eventuellen Novellierung des Gesetzes. Nach allgemeiner Rechtsprechung könne niemand rückwirkend durch eine Gesetzesänderung betroffen sein.
Solarstromproduzenten seien selbstverständlich auch bei Änderungen des EEG in ihrer Rechtsposition geschützt, beruhigt Maaß die Gemüter. Gleichwohl kommt für das Umweltministerium das erstinstanzliche Urteil keineswegs überraschend. Der Betreiber der Solaranlage habe mehr gefordert, als im Gesetz steht, nämlich die vertragliche Zusage über Dauer und Höhe der Vergütung. Maaß: "Das Gesetz könnte theoretisch irgendwann geändert werden und der Anlagenbetreiber etwa seine Vergütung nicht mehr vom Netzbetreiber sondern vom Staat oder von wem immer erhalten." Das würde die Rechtsposition des Anlagenbetreibers nicht verschlechtern und die Wirtschaftlichkeit der Investition nicht in Frage stellen.
Hätte sich der Netzbetreiber aber vertraglich zu einer Vergütung verpflichtet, könnte der Betreiber einer Photovoltaikanlage plötzlich eine doppelte Vergütung erhalten.



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